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DIHK - Deutscher Konjunkturmotor gerät 2016 ins Stottern

10.02.2016
um 12:06 Uhr

- von Gernot Heller

Berlin (Reuters) - Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) bleibt angesichts zahlreicher Konjunkturrisiken vorsichtig und erwartet dieses Jahr nur ein moderates Wirtschaftswachstum.

"Richtig mit Volldampf läuft unser Konjunkturmotor nicht", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Mittwoch in Berlin. Daher rechne der Verband damit, dass die Wirtschaft 2016 nur um 1,3 Prozent zulegen werde. Das ist weniger als die 1,7 Prozent des Vorjahres und auch weniger als die Bundesregierung sowie die meisten Experten schätzen. Sorgen bereiten der Wirtschaft die Schwäche der Deutschen Bank, die Börsenturbulenzen sowie der massive Ölpreis-Verfall.

"Einem kräftigen Wachstum stehen derzeit zu viele internationale und nationale Risiken entgegen", so der DIHK. Andererseits habe die jüngste Umfrage des Verbandes unter gut 27.000 Firmen eine Aufhellung des gegenwärtigen Bildes ergeben: "Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage insgesamt so gut wie noch nie." Auch die Geschäftserwartungen hätten sich zumindest stabilisiert. Die jüngste Eintrübung vom Herbst sei aber nicht wettgemacht worden. So schlecht wie in kaum einer Branche ist dabei die Stimmung im Finanzgewerbe.

In der Exportindustrie wächst laut DIHK-Umfrage wieder die Zuversicht, ohne dass der Optimismus so groß wie in früheren Jahren ist. 2015 hatte deutsche Wirtschaft so viel ins Ausland verkauft wie noch nie, doch waren die Ausfuhren im Dezember merklich gesunken. Das schürte die Sorge vor einem schwachen Jahr 2016. Bei den Investitionen gehe es daher nur schleppend aufwärts, erklärte der DIHK. Die erhoffte kräftige Belebung werde es auch 2016 nicht geben. Weiterhin wollten viele Betriebe aber Personal einstellen.

IST DIE DEUTSCHE BANK STARK GENUG?

Immer öfter sorgen sich Wirtschaftsvertreter wie Wansleben um die Deutsche Bank. Ihre Schwäche sei kein Einzelfall, sondern ein "flächendeckendes Phänomen". Die Wirtschaft brauche aber starke Geldhäuser. Das Frankfurter Kreditinstitut gilt als Sanierungsfall und hat im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen geschrieben. Viele Wettbewerber spüren angesichts der Mini-Zinsen und schärferer Auflagen nach der Finanzkrise ebenfalls Gegenwind. Deswegen stockt die Kreditvergabe und damit die Wirtschaft in vielen europäischen Ländern.

Auch der Ölpreis-Verfall ist aus DIHK-Sicht mittlerweile ein Risiko, obwohl vor einigen Monaten noch die Einschätzung vorherrschte, dieser könnte der deutschen Wirtschaft Impulse verleihen. Nun drohten Ölförder-Staaten aber in Probleme zu geraten, in der betroffenen Branche gebe es zudem Abschreibungen und Insolvenzen seien möglich. Am Ende könne dies auch Banken treffen und die Finanzierungsbedingungen für Firmen beeinträchtigen.

Der DIHK warnte trotz Flüchtlingskrise vor der Wiedererrichtung von Grenzen in Europa. "Als Deutschland leben wir von offenen Grenzen", so Wansleben. Gehe der Zug in eine andere Richtung, werde das Deutschland viel Geld und viele Jobs kosten.

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