Reuters

Kritik an Allianz-Lebensversicherung mit höherem Risiko

09.07.2015
um 14:36 Uhr
- von Alexander HübnerFrankfurt (Reuters) - Eine Lebensversicherung mit höherem Risiko soll die Kunden des Marktführers Allianz trotz niedriger Zinsen bei der Stange halten. Bei der neuen Renten-Police, die Mitte Juli auf den Markt kommt, fließt nur noch ein Teil der eingezahlten Beiträge in den Versicherungstopf, den die Allianz weitgehend sicher anlegen muss. Der Rest geht in Aktien, Unternehmensanleihen und Schwellenländer-Bonds, die weit stärker schwanken können. Damit geht die Allianz den nächsten Schritt zur Abkehr von Policen mit lebenslangen Garantien. Verbraucherschützer sehen das neue Produkt kritisch. "Die Versicherer geben damit ihr bestes Argument aus der Hand: die langfristigen Garantien", sagte Altersvorsorge-Expertin Kerstin Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Allianz nähere sich mit dem Konzept Investmentfonds an. "Warum soll ich dann nicht gleich einen Investmentfonds kaufen, dann spare ich wenigstens die Kosten für die Versicherung."Allianz-Leben-Produktvorstand Alf Neumann sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sein Unternehmen wolle mit der Police nicht nur anderen Versicherern, sondern auch Fonds-Anbietern Konkurrenz machen. "Wir erwarten, dass wir damit neue Kundengruppen erschließen, die im derzeitigen Zinsumfeld nur kurzfristig angelegt haben." Er räumte ein, dass sich der Wert der neuen Police vorübergehend auch negativ entwickeln könne. "Am Ende greifen die gleichen Garantien. Die Schwankungen sind deutlich kleiner als bei einem Investmentfonds", betonte er.Beim derzeitigen Zinsniveau würden 30 Prozent der gezahlten Beiträge in Aktien investiert. Damit soll am Ende für die Kunden mehr herauskommen als bei einer klassischen Allianz-Police, bei der die Aktienquote bei elf Prozent liegt. Damit der erhoffte Mehrertrag nicht verloren gehen kann, wird er zur Hälfte sicher angelegt, in den letzten drei Jahren der Vertragslaufzeit werden die Überschüsse in den Versicherungstopf überführt. Garantiert werden aber nur die eingezahlten Beiträge und eine Mindestrente.Die Aufsichtsbehörde BaFin verlangt von den Versicherern, nach und nach auf langfristige Zinsgarantien zu verzichten. Die Eigenkapitalrichtlinie "Solvency II" macht die Garantien für die Versicherer zudem deutlich teurer. Seit gut zwei Jahren bietet die Allianz Policen ohne Zinsgarantie über die gesamte Laufzeit des Vertrages an. Neumann sagte, sie hätten die althergebrachte Rentenversicherung im Geschäft mit Privatkunden inzwischen verdrängt. Klassische Renten machten im Neugeschäft nur noch ein Fünftel der Beiträge aus. "Wir gehen davon aus, dass sich dieser Anteil in den nächsten Jahren noch einmal halbieren wird", sagte Neumann. Viele andere Versicherer waren dem Marktführer gefolgt, einige bieten inzwischen gar keine lebenslangen Garantien mehr an.

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