Reuters

US-Umweltbehörde sieht Update von VW-Betrugssoftware kritisch

11.03.2016
um 12:16 Uhr

Hamburg (Reuters) - Volkswagen droht wegen der Abgasmanipulation weiterer Ärger in den USA.

Sollte sich bewahrheiten, dass die Schummelei umfangreicher war als bisher bekannt, könnte sich dies nach Ansicht der kalifornischen Umweltbehörde (Carb) auf die Höhe der Strafe auswirken. "Das wird die Strafzahlungen beeinflussen, denn das zeigt die Haltung von VW von Anfang an, nicht mit uns zu kooperieren, um Schaden für die Umwelt abzuwenden", sagte Carb-Sprecher Stanley Young am Freitag dem ARD-Morgenmagazin. VW äußerte sich nicht. Ein Sprecher sagte: "Der gesamte Themenkomplex wird derzeit intensiv untersucht. Vor Abschluss der internen und externen, unabhängigen Untersuchungen können wir hierzu jedoch keine Auskunft geben."

Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung sollen VW-Entwickler noch Monate nachdem Volkswagen bereits wegen überhöhter Abgaswerte im Visier der Umweltbehörde war, weitere Manipulationen an Dieselmotoren vorgenommen haben. Demnach soll die illegale Abschalteinrichtung noch zum Jahreswechsel 2014/2015 unbemerkt von den US-Behörden durch ein Software-Update verfeinert worden sein. Dadurch konnten die Fahrzeuge noch genauer erkennen, ob sie sich auf einem Prüfstand oder auf der Straße befanden. Der Konzernvorstand soll davon nichts gewusst haben.

Neu an der Software war dem Bericht zufolge, dass auch die Stellung des Lenkrads erfasst wurde. Zu diesem Schluss seien Informatik-Experten gekommen, die im Auftrag des NDR die Steuerungssoftware des US-Passat vor und nach der Überarbeitung untersucht hätten, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (Freitagausgabe).

Die kalifornische Umweltbehörde hatte Volkswagen im Frühsommer 2014 aufgefordert, zu hohe Stickoxidwerte bei Dieselautos im Straßenbetrieb zu erklären. Die Wolfsburger hatten daraufhin Ende 2014, Anfang 2015 rund 500.000 betroffene Fahrzeuge in die Werkstätten gerufen. Bei einem Teil davon wurde ein Software-Update aufgespielt. Bislang ist bekannt, dass die Wagen auch danach die Grenzwerte überschritten. Daraufhin intensivierte die Umweltbehörde ihre Prüfung und entdeckte die Abschalteinrichtung.

Bereits im Mai 2014 und damit fast eineinhalb Jahre vor Bekanntwerden der Affäre um manipulierte Abgaswerte wurde der damalige Vorstandschef Martin Winterkorn in einem Vermerk über Unregelmäßigkeiten bei Diesel-Motoren informiert. Nach VW-Darstellung ist unklar, ob er diese Notiz, die seiner umfangreichen Wochenendpost beigelegt war, überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Am 18. September vergangenen Jahres machte die US-Umweltbehörde EPA den Vorgang öffentlich. VW räumte die Manipulationen, die weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge betreffen, daraufhin öffentlich ein. Dem Konzern drohen wegen Verstößen gegen US-Umweltgesetze hohe Strafzahlungen sowie Schadensersatzforderungen von Autohaltern und Anlegern.

VOLKSWAGEN AG VZO O.N.

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