London/Frankfurt (Reuters) - Allianz-Chef Oliver Bäte macht offenbar Ernst mit der Trennung von unrentablen Unternehmensteilen im Ausland.
In Italien steht ein Teil des Lebensversicherungs-Geschäfts zum Verkauf, wie zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Der betroffene Bestand hat ein Volumen von 4,5 Milliarden Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs soll einen Käufer finden. Der britische Finanzinvestor Cinven, der viel Erfahrung mit der Abwicklung solcher Versicherungs-Portfolien hat, habe bereits Interesse signalisiert. Die Beteiligungsfirma Apollo habe dagegen abgewinkt. Das Geschäft könnte der Allianz rund 200 Millionen Euro einbringen, sagten die Insider.
Allianz und Cinven wollten sich zu den Informationen am Mittwochabend nicht äußern. Von Goldman Sachs und Apollo waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.
Die Allianz, Europas größter Versicherer, ist in Italien die Nummer vier im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft. Bäte ist dabei, die Beteiligungen des Münchener Branchenriesen im Ausland neu zu ordnen. Er hatte nicht ausgeschlossen, dass sich die Allianz dabei auch von einigen Geschäften trennen wird. Für die hochprofitable Allianz Leben in Deutschland sei daran aber nicht gedacht.
Der zum Verkauf stehende Bestand in Italien belastet den Versicherer angesichts der Dauer-Niedrigzinsen: Er hat den Kunden eine Verzinsung von zwei Prozent garantiert. Das Neugeschäft hat die Allianz bereits eingestellt. Die neuen Kapitalvorschriften (Solvency II) in der EU machen das Halten solcher Bestände zusätzlich unattraktiv.
Für Finanzinvestoren wie Cinven kann die Abwicklung solcher Verträge dagegen ein lukratives Geschäft sein. Sie profitieren von der Bündelung mehrerer Bestände. In Großbritannien betreibt Cinven das Geschäft schon lange. In Deutschland hat sich der Investor mit der Hannover Rück zusammengetan und die Heidelberger Leben gekauft, zu der inzwischen zwei Portfolien (MLP Leben und Skandia Leben) gehören. In Italien hatte Cinven im vergangenen Herbst die dortige kleine Tochter der deutschen Ergo übernommen. Deren Neugeschäft soll aber fortgeführt werden.