Berlin (Reuters) - Das Land Niedersachsen dringt nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung" (SZ), NDR und WDR darauf, dass der Vorstand von Volkswagen wegen der Abgasaffäre vollständig oder zumindest weitgehend auf Bonuszahlungen verzichtet.
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wolle am Montag auf der Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums von VW in Wolfsburg die eigentlich fälligen Bonuszahlungen in Millionenhöhe verhindern. Niedersachsen nehme hier eine harte Haltung ein, heißt es bei den Medien unter Berufung auf die Konzernspitze. Das Bundesland ist einer der drei Hauptaktionäre von VW.
Zuvor war bekanntgeworden, dass die VW-Top-Manager bereit seien, wegen der Abgasaffäre auf einen Teil ihrer erfolgsabhängigen Bezahlung für 2015 verzichten. Konzernchef Matthias Müller werde dem Präsidium des Aufsichtsrates am Montag vorschlagen, die variablen Vergütungen der Vorstände deutlich zu reduzieren, sagten zwei mit dem Vorhaben vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Bei den VW-Vorständen waren die Boni in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches höher als das Fixgehalt.
"Bild am Sonntag" berichtete, die Manager wollten freiwillig auf rund 30 Prozent ihrer Boni verzichten. Der VW-Vorstand habe kontrovers über die Prämien diskutiert. Einige Manager hielten Sonderzahlungen derzeit für unangemessen, andere hätten darauf bestanden.
Ausschlaggebend für die Boni ist normalerweise die wirtschaftliche Entwicklung in den vorangegangen Jahren. Die Jahre 2012 bis 2014 liefen gut für den Konzern, der Gewinne in Milliardenhöhe machte und zufriedene Kunden und Mitarbeiter hatte. Dennoch seien die Boni nach Ansicht des Landes Niedersachsen wegen der Affäre niemandem vermittelbar, weder der Bevölkerung noch den Geschäftspartnern und Kunden von VW, berichteten SZ, WDR und NDR.
Beim SPD-Landesparteitag am Samstag in Braunschweig sagte Weil, bei VW gehe es nicht nur um Schadensbegrenzung, sondern auch um Moral. VW müsse wieder ein Vorzeigeunternehmen werden, "nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht".