(Reuters) - Im Zuge des Abgasskandals bei Volkswagen sollen die Vorstände auf millionenschwere Boni verzichten.
Gestritten wird noch über die Höhe und wo genau gekürzt werden soll. Während Konzernchef Matthias Müller nach Reuters-Informationen eine Kappung um mehr als ein Drittel vorgeschlagen hat, streben Betriebsrat und Großaktionär Niedersachsen einen weitgehenden Verzicht an. Ein Konzept für die Vorstandsvergütung soll spätestens am Freitag vorliegen, wenn der Aufsichtsrat zusammentritt.
Die VW-Vorstände haben in den vergangenen Jahren Millionen verdient. Für das Jahr 2014 flossen rund 66 Millionen Euro an das Topmanagement von Europas größtem Autokonzern. Mehr als 80 Prozent davon waren erfolgsabhängige Zahlungen. Spitzenverdiener war mit 15,9 Millionen Euro der damalige Konzernchef Martin Winterkorn.
Die Höhe der variablen Vergütung wird jedes Jahr vom Aufsichtsrat neu festgelegt und setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Neben ihrem Fixgehalt erhalten die Vorstandsmitglieder eine individuelle Leistungsvergütung und zwei verschiedene Boni. Nach dem am langfristigen Unternehmenserfolg ausgerichteten System bemisst sich auch ein Teil der Bezahlung der mehreren Tausend Manager unter halb des Konzernvorstands.
Es folgt eine Übersicht der Gehaltsbestandteile:
FIXGEHALT - In die Grundvergütung fließen neben dem Gehalt auch Zahlungen für die Übernahme von weiteren Ämtern im Konzern ein. Auch Sachbezüge wie Dienstwagen und die Übernahme von Versicherungsprämien gehören dazu. Gemessen an den variablen Zahlungen sind die Fixgehälter bei Volkswagen sehr viel niedriger. 2014 waren es gut elf Millionen Euro und damit weniger als ein Fünftel der Gesamtvergütungen. Hier dürfte nicht gekürzt werden, weil es sich um das vertraglich fixierte Grundgehalt der Vorstände handelt.
BONUS - Als Bemessungsgrundlage dient der Durchschnitt des operativen Gewinns der vergangenen zwei Jahre. Auch der auf diesen Zeitraum auf VW entfallende Anteil des operativen Gewinns der beiden Gemeinschaftsunternehmen in China fließt in die Berechnung ein. Bei einem Verlust 2015 dürfte schon rechnerisch ein Teil dieses Bonuses wegfallen.
LEISTUNGSBONUS - Darüberhinaus erhält jedes Vorstandsmitglied einen individuellen Leistungszuschlag für das abgelaufene Geschäftsjahr. Hierbei können zum Beispiel besondere Leistungen bei der Integration einer neuen Konzerngesellschaft oder die erfolgreiche Umsetzung von Sonderprojekten honoriert werden. Bei Winterkorn machte dieser Bonus 2014 gut drei Millionen Euro aus, die er zusätzlich zu seinen variablen Vergütungen von fast elf Millionen bekam. Denkbar ist nach Meinung von Konzernkennern, dass der Aufsichtsrat diesen Zuschlag wegen des Dieselskandals kappt.
LANGFRISTIGER ANREIZ - Der auf vier Jahre angelegte Long Termin Incentive (LTI) bemisst sich am Erreichen der langfristigen Ziele von VW. In die Berechnung fließen die Absatzentwicklung, die Zufriedenheit der Kunden und Arbeitnehmer sowie die Rendite ein. Die ermittelten Indizes für die ersten drei Kriterien werden addiert und mit dem Renditeindex multipliziert. Damit soll sichergestellt werden, dass der LTI nur dann gezahlt wird, wenn das Unternehmen auch wirtschaftlich erfolgreich ist.
Ein Komplettverzicht gilt hier als wenig wahrscheinlich, da die Vorstände aus den vorangegangenen Jahren Ansprüche haben. Insider verweisen aber darauf, dass die Delle aus 2015 den LTI auch in den kommenden Jahren drücken wird, dann also weniger Geld fließt.