Frankfurt (Reuters) - Mit der überraschenden Vorlage von Quartalszahlen hat Daimler am Dienstag die Anleger überzeugt und wieder in den deutschen Aktienmarkt gelockt.
Der Dax legte bis zum späten Vormittag um 1,6 Prozent auf 9985 Punkte zu und nahm damit die 10.000-Punkte-Marke wieder ins Visier. Der EuroStoxx50 stieg um 1,7 Prozent. "Die Leute lassen das Brexit-Votum allmählich hinter sich und schauen etwas zuversichtlicher in die Zukunft", sagte ein Händler. Am Tag nach der Entscheidung der Briten für einen EU-Austritt war der Dax fast im freien Fall von 10.257 Zählern auf 9557 Punkte abgerutscht. Seither hat er nicht mehr über 9900 Punkten notiert.
Vor allem half den deutschen Aktien die positive Überraschung durch Daimler. Der Autobauer hatte trotz der Schwäche in seinen größten Geschäftsfeldern Pkw und Lkw im zweiten Quartal deutlich mehr verdient als bisher erwartet. "Es sieht so aus, als würde Daimler mit voller Kraft vorausfahren", erklärte Equinet-Analyst Holger Schmidt. Dies verhalf auch den Aktien des Konkurrenten BMW nach oben: Die Titel legten um rund vier Prozent zu, wobei sie auch von einem brummenden Absatz im Juni profitierten. Die Titel der französischen Autobauer Peugeot und Renault verteuerten sich ebenfalls um je rund vier Prozent.
ENTSCHEIDUNG FÜR CAMERON-NACHFOLGE SORGT FÜR ERLEICHTERUNG
Unterstützt wurde die gute Stimmung von der Entscheidung in London, wo die Nachfolge von Premierminister David Cameron schon früher als gedacht geklärt wurde. So soll am Mittwoch die bisherige Innenministerin Theresa May in der Downing Street einziehen. "Damit ist ein bisschen Ungewissheit weg", sagte ein Händler. Das verhalf vor allem dem Pfund Sterling zu Kursgewinnen. Die britische Währung holte etwa eineinhalb US-Cents auf und notierte bei 1,3150 Dollar. Vor dem Brexit-Votum hatte sie allerdings noch bei rund 1,50 Dollar gelegen.
Börsianer rechnen nicht mit einer nachhaltigen Pfund-Erholung. Denn die Bank of England (BoE) dürfte am Donnerstag die Zinsen senken. Derzeit liegt der Zins mit 0,5 Prozent in Großbritannien noch deutlich höher als beispielsweise in der Euro-Zone, wo er bereits bei null Prozent angekommen ist.
Auf Talfahrt blieb der Yen, der angesichts der Aussicht auf neue Konjunkturprogramme und Geldspritzen der Bank of Japan (BoJ) zum Dollar und Euro nachgab. Dies beflügelte erneut die Tokioter Börse, da dadurch japanische Waren auf dem Weltmarkt günstiger werden.
FINANZWERTE AUF ERHOLUNGSKURS
Die Erleichterung über die Entwicklung in London spiegelte sich auch in den Aktienkursen der Banken wider. Deutsche Bank stiegen um 4,7 Prozent, Commerzbank zogen um 2,7 Prozent an. Besonders gesucht waren aber die Titel der HVB-Mutter Unicredit, die um mehr als neun Prozent in die Höhe schnellten. Der 328 Millionen Euro schwere Verkauf eines Aktienpakets am Online-Broker FinecoBank kam bei den Aktionären gut an.