Frankfurt (Reuters) - Mit ihren Geschäftszahlen haben Konzerne wie Siemens und Rheinmetall am Donnerstag die Anleger an die Börse gelockt.
Der Dax stieg bis zum späten Vormittag um 0,6 Prozent auf 10.228 Zähler, der EuroStoxx50 legte 0,5 Prozent auf 2926 Punkte zu. Allerdings dämpfte die Unsicherheit vor der Entscheidung der Bank of England (BoE) die Kauflaune. Wegen wachsender Rezessionssorgen nach dem Brexit-Votum erwarten viele Börsianer eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt auf das Rekordtief von 0,25 Prozent. Doch daraus rühre auch ein hohes Enttäuschungspotenzial, warnten die Analysten der Bayern LB. Die Entscheidung sollte um 13.00 Uhr MESZ bekanntgegeben werden.
Viele erwarten, dass vor allem am Devisenmarkt die Reaktionen heftig ausfallen könnten, sollte die BoE wie im Juli die Märkte überraschen. Nur kurz nach der Abstimmung für den EU-Austritt hatten die Währungshüter die Zinsen unverändert gelassen. Am Vormittag notierte das Pfund Sterling mit rund 1,33 Dollar aber wenig verändert.
Unterstützung für die Aktienbörsen kam vom Ölmarkt. Am Mittwoch waren die US-Benzinbestände überraschend gesunken, die Ölpreise deutlich gestiegen. Am Donnerstag wurden am Ölmarkt ein Teil der Gewinn mitgenommen. US-Leichtöl WTI notierte 0,4 Prozent niedriger bei 40,68 Dollar je Fass (159 Liter), das Nordseeöl Brent verlor 0,8 Prozent auf 42,76 Dollar. Anfang der Woche war WTI erstmals seit April unter die psychologisch wichtige Marke von 40 Dollar gefallen. Das hatte Erinnerungen an die Turbulenzen zum Jahresanfang geweckt.
PROSIEBENSAT.1 NACH GESCHÄFTSBERICHT BEI DEN DAX-FAVORITEN
Besonders gesucht waren nach einer Prognoseanhebung die Aktien des Dax-Schwergewichts Siemens. Sie legten 4,6 Prozent auf 101,20 Euro zu und notierten damit so hoch wie zuletzt im April vorigen Jahres.
Zufriedene Gesichter auch bei den Aktionären von ProSiebenSat.1: Die Titel steigen um ein Prozent und zählten damit zu den Dax-Favoriten. Der Medienkonzern hatte im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn gesteigert.
Dagegen konnte Beiersdorf mit seiner Halbjahresbilanz bei den Anleger nicht punkten: Die Aktien des Nivea-Herstellers fielen um bis zu 4,6 Prozent. Um die Jahresprognosen erfüllen zu können, müsse Beiersdorf beim organischen Wachstum im zweiten Halbjahr einen Zahn zulegen, urteilten die Analysten von Baader Helvea.
Bei Merck machten die Anleger Kasse und drückten so den Aktienkurs um bis zu drei Prozent ins Minus. Der Pharma- und Chemiekonzern hatte nach einem Ergebnissprung im zweiten Quartal seine Ziele für das Gesamtjahr erhöht. Das sei erwartet worden, sagte ein Händler.
Auf Talfahrt gingen nach einer Verkaufsempfehlung auch Adidas. Die zuletzt sehr starken Titel - sie haben seit Jahresbeginn im Dax mit über 60 Prozent so viel wie kein anderer Wert gewonnen - verloren drei Prozent.
HANNOVER RÜCK PFUI - RHEINMETALL HUI
Im MDax legten die Aktien des Automobilzulieferers und Rüstungskonzerns Rheinmetall nach einen Gewinnsprung in der Spitze um 6,1 Prozent. Auf Talfahrt gingen hingegen Hannover Rück, die zeitweise um fast neun Prozent abstürzten. Die Waldbrände in Kanada, ein schweres Erdbeben in Ecuador und Unwetter in Süddeutschland machten dem weltweit drittgrößte Rückversicherer zu schaffen, der mit seinem Gewinn hinter den Erwartungen der Börse zurückblieb. Auf den Verkaufslisten standen auch Dürr, deren Aktien nach der Vorlage von Zahlen 3,5 Prozent einbüßten.
Besonders lange Gesichter gab es allerdings im SDax: Nach der Senkung der Prognose warfen die Anleger die Aktien von Wacker Neuson im hohen Bogen aus ihren Depots und drückten den Kurs des Baumaschinenherstellers damit um 13 Prozent auf 13,09 Euro.