Wien (Reuters) - Das Brexit-Votum und der Einbruch der britischen Währung belasten die Geschäfte des österreichischen Ziegelherstellers Wienerberger.
Der Konzern habe wegen des Wertverlusts des britischen Pfunds und anderer Währungen sein Jahresziel nach unten geschraubt, sagte Konzernchef Heimo Scheuch am Mittwoch. Im Gesamtjahr belasteten die Währungseffekte den operativen Gewinn (Ebitda) mit rund zehn Millionen Euro. Bisher wurde für 2016 ein Ebitda von 405 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Anleger an der Wiener Börse reagierten verschreckt. Die Wienerberger-Aktie verlor 7,7 Prozent auf 13,8 Euro und hielt damit die rote Laterne im Leitindex ATX.
Die Briten hatten Ende Juni für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt und das Pfund auf ein 31-Jahres-Tief geschickt. Aber nicht nur Währungseffekte machten Wienerberger zu schaffen. "Die zurückhaltende Nachfrage im Vorfeld des EU-Referendums wirkte dämpfend auf die Geschäftsentwicklung", sagte Scheuch. Für das laufende Jahr erwartet er, dass der Wohnungsneubau in Großbritannien um fünf Prozent schrumpft.
Mit einem tiefen Einbruch in Großbritannien - einer der wichtigsten Märkte der Österreicher - rechnet er allerdings nicht. "Man hat sich mit diesem Referendum-Ergebnis angefreundet und es ist, was die Bautätigkeit betrifft, wieder Ruhe eingekehrt", sagte Scheuch. So sei die Geschäftsentwicklung in Großbritannien im Juli "durchaus auf Vorjahresniveau" gelegen. Zudem gebe es positive Signale von der englischen Regierung, dass der Wohnungsneubau in den nächsten Jahren stark forciert werden solle. Für die kommenden Jahre sei Wienerberger daher positiv gestimmt für den britischen Markt.
Die Ziegeln des Wiener Konzerns kommen hauptsächlich in Ein- und Zweifamilienhäusern zum Einsatz. "Unser Markt ist nicht London, wir bauen nicht aus Stahlbeton, sondern wir bauen Häuser im ländlichen Bereich", sagte Finanzchef Willy Van Riet. In der britischen Hauptstadt waren die Immobilienpreise aus Sorge vor dem Wegzug von Firmen nach dem Brexit-Votum unter Druck geraten. Die Wienerberger-Ziegelwerke liegen vor allem in der Mitte Englands rund um Birmingham. Werksschließungen seien weder in Großbritannien noch in anderen Ländern geplant, sagte Scheuch.
Im zweiten Quartal schrumpfte das Ebitda vor allem wegen des Kursverfalls beim britischen Pfund um sechs Prozent auf 138,2 Millionen Euro. Bereinigt um die Währungseffekte wäre der operative Gewinn um neun Prozent gestiegen, erklärte der Konzern. Die Erlöse gingen um ein Prozent auf 857,3 Millionen Euro zurück.