Brüssel/Tokio (Reuters) - Die britischen Garantien für den japanischen Autobauer Nissan für die Zeit nach dem Brexit rufen die EU-Kommission auf den Plan.
Die Behörde verlange von der Regierung in London Einzelheiten dazu, sagte ein Kommissionssprecher am Montag. Großbritannien hat der EU demnach keine Pläne für eine Unterstützung Nissans zur Prüfung vorgelegt. Formell gebe es deswegen auch noch keine Stellungnahme. Die Wettbewerbshüter wurden offenbar selbst aktiv: "Wir verfolgen Ereignisse, wir lesen Medienberichte. Wenn wir etwas Interessantes sehen, stellen wir Fragen", so der Sprecher.
Nissan will trotz des Referendums für einen britischen EU-Austritt in das Autowerk in Sunderland bei Newcastle investieren und dort die Kompakt-SUVs Qashqai und X-Trail bauen. Die Regierung in London hatte dem Konzern zugesichert, dass die Fabrik auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt. Ein Versprechen, Nissan etwa für künftig höhere Zölle zu entschädigen, soll es aber nicht gegeben haben.
Die britische Regierung wird voraussichtlich von 2017 an die zweijährigen Scheidungsgespräche mit der EU führen. Wichtigste Frage ist dabei, ob das Königreich weiter Zugang zum Europäischen Wirtschaftsraum erhält, in dem ein zollfreier Warenaustausch möglich ist. Premierministerin Theresa May will die Einwanderung aus EU-Staaten begrenzen. Das Vorhaben könnte jedoch gegen die Personenfreizügigkeit verstoßen, die zu den wichtigsten Regeln des Binnenmarktes gehört.
Nach einem Brexit könnten je nach Ausgang der Verhandlungen die EU-Regeln gegen illegale Staatsbeihilfen für Großbritannien wegfallen. Die Regierung darf aber bis dahin einzelne Firmen aus Gründen der Fairness nicht bevorzugen.
STÄRKERER YEN BREMST NISSAN AUS
Nissan ist international aufgestellt und betreibt auf allen fünf Kontinenten Autofabriken. Im abgelaufenen Quartal erzielte der Konzern etwa Verkaufserfolge in den USA, China und Mexiko. Allerdings schmälerte der Höhenflug des Yen den Gewinn: Nissan verdiente mit umgerechnet 1,42 Milliarden Euro operativ knapp ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten mit einem noch schwächeren Ergebnis gerechnet.
Für das Gesamtjahr 2016/17 rechnet das Management weiter mit einem Minus beim Betriebsgewinn von 10,5 Prozent. Am Dienstag werden Zahlen des Rivalen Toyota erwartet. Auch hier dürfte sich der stärkere Yen bemerkbar machen. Er sorgt dafür, dass im Ausland erzielte Gewinne in den Bilanzen japanischer Konzerne weniger wert sind.