Reuters

Porsche will Digitaldienste gegen Absatzschwund ausbauen

17.03.2017
um 14:41 Uhr

Stuttgart (Reuters) - Der Sportwagenbauer Porsche will in den kommenden Jahren das Angebot digitaler Dienste aufbauen, um sich gegen drohenden Absatzschwund zu wappnen.

In sieben bis zehn Jahren werde sich durch das automatisierte Fahren der Absatz von Neuwagen der gesamten Autoindustrie und auch von Porsche verringern, erklärte Porsche-Finanzchef Lutz Meschke am Freitag in Stuttgart. "Um diesen Rückgang aufzufangen, sind wir gezwungen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln in der digitalen Welt und dann weiterwachsen zu können." Ein deutlich zweistelliger Anteil des Umsatzes müsse mit Mobilitätsdiensten außerhalb des Autos erzielt.

Durch das selbstfahrende Auto und den Trend zum Car-Sharing werden Autos in Zukunft nach dem Szenario von mehreren Menschen genutzt, so dass die Nutzung steige und der Bedarf an Autos sinke. In den kommenden Jahren will die VW-Tochter deshalb jährlich rund 200 bis 300 Millionen Euro in die Entwicklung des Digitalgeschäfts stecken, das wären rund zehn Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Damit sollen die eigenen schon gestarteten Forschungslabore ausgebaut werden, aber auch neue innovative Unternehmen gekauft oder über Anteile finanziert werden. "Unser Ziel ist es, Porsche zu einem führenden Premium-Anbieter für digitale Mobilitätslösungen zu entwickeln", sagte Porsche-Chef Oliver Blume. Er ist in der Führung des VW-Konzerns eine Art Mentor für "Smart Mobility", was auch digitale Dienstleistungen umfasst, während der Chief Digital Officer Johann Jungwirth für die Umsetzung verantwortlich ist.

Im vergangenen Jahr ging die Porsche Digital GmbH in Ludwigsburg an den Start, um neue Produkte zu entwickeln. Die Zahl der Mitarbeiter in diesem Bereich soll von derzeit einigen Dutzend auf rund 500 weltweit steigen. "Wir müssen mit den neuen Diensten und Services nicht nur Wachstum generieren, sondern auch Geld verdienen", sagte Meschke.

SYNERGIEN MIT BENTLEY, BUGATTI UND AUDI

Derzeit muss sich die VW-Tochter um den Gewinn noch keine Sorgen machen. Im vergangenen Jahr steigerte die profitabelste der zwölf Volkswagen-Marken die operative Rendite auf 17,4 von 15,8 Prozent. Der Umsatz legte um vier Prozent auf 22,3 Milliarden Euro zu, das Vorsteuerergebnis schnellte um 14 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte der Ergebnisverbesserung stamme von Währungsgewinnen, erklärte Meschke. Neben Audi ist Porsche der größte Gewinnbringer des Wolfsburger Konzerns. Absatz und Umsatz will die Sportwagenschmiede 2017 leicht steigern, worunter Meschke zufolge rund fünf Prozent zu verstehen sind. Die Rendite soll wieder mindestens 15 Prozent betragen - dieses Ziel gilt auch für die nächsten zehn Jahre.

Neben dem Renditeziel umfasst die "Porsche Strategie 2025" auch Pläne, die Produktionskosten durch engere Zusammenarbeit mit Schwestermarken zu senken. Damit will Porsche die steigenden Investitionen in Elektromobilität und emissionsärmere Verbrennungsmotoren finanzieren. Unter der Federführung von Porsche-Chef Blume wollen die drei Luxusmarken des Volkswagen-Konzerns Porsche, Bentley und Bugatti ab 2018 jährlich Synergien von 100 Millionen Euro erzielen. So soll der Bentley Continental auf der selben Plattform wie die Limousine Panamera im Porsche-Werk Leipzig gebaut werden. Montiert werden die Fahrzeuge wegen der britischen Gene des Bentley aber in Großbritannien. Auch sollen die Luxuslimousinen Audi A8 und Porsche Panamera künftig auf der gleichen Plattform entstehen. Insidern zufolge hat die traditionelle Rivalität der beiden VW-Töchter in der Fahrzeugentwicklung zugenommen. Diesem Eindruck widersprach Blume. Audi und Porsche teilten sich künftig die Verantwortung für Module der Plattformen auf. "Das Thema Konkurrenz spielt für uns überhaupt keine Rolle, es geht um Synergien."

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