London (Reuters) - Der britische Notenbank-Chef Mark Carney hat sich für ein neues System zur Festlegung von wichtigen Geldmarkt-Referenzzinsen ausgesprochen.
Es sei notwendig, bisher auf Basis von Bankangaben berechnete Sätze künftig über Markttransaktionen zu bestimmen, sagte Carney laut einem am Montag von der Bank von England veröffentlichten Protokoll einer Veranstaltung vom 6. Juli. Mit der Zeit werde dies auch geschehen, sagte Carney. Bei dem Termin hatte er unter anderem über den Libor-Satz gesprochen. Dies ist der Referenzzins, zu dem sich Banken in London untereinander Termingeld leihen. An ihm orientieren sich Geschäfte im Volumen von mehreren hundert Billionen Dollar.
Es sei nicht wünschenswert, das rund 350 Billionen Dollar an Kontrakten auf einem Referenzsatz beruhen, der auf Bankangaben fuße, sagte Carney laut Niederschrift. Die Bank von England und auch andere Zentralbanken suchen nach Alternativen zur bisherigen Festlegungspraxis für Sätze wie den Libor oder den Euribor. Diese waren in die Schlagzeilen geraten, nachdem bekanntwurde, dass Banker sie jahrelang zu ihrem Vorteil manipuliert hatten. Die Zinsmanipulationen zählen zu den teuersten Altlasten der Investmentbanken. Den Geldhäusern - darunter die Deutsche Bank - wurden im Zuge der Aufarbeitung zum Teil Milliardenstrafen aufgebrummt.
Die EZB erwägt inzwischen, einen eigenen Geldmarkt-Referenzsatz bereitzustellen. Auch die Bank von England ist dabei, einen solchen Referenzzins zu entwickeln, der unter dem Namen "Sonia" bekannt ist.