Frankfurt/London (Reuters) - Der Münchener Versicherungsriese Allianz ist auf der Suche nach einer Übernahme in Großbritannien offenbar fündig geworden.
Der traditionsreiche britische Versicherer Liverpool Victoria Friendly Society bestätigte am Donnerstag, dass er mit der Allianz über den Verkauf einer Minderheitsbeteiligung an seiner Sachversicherungssparte verhandele. Die Gespräche seien weit fortgeschritten. Der Münchner Versicherer würde damit den Einstieg in den britischen Privatkunden-Markt schaffen. Die Allianz ist dort vor allem im Industriegeschäft aktiv. Nach einem Bericht von "Sky News" ist die Sparte insgesamt rund eine Milliarde Pfund (1,1 Milliarden Euro) wert.
Ein Insider sagte Reuters, der Einstieg der Allianz dürfte am Freitag bekanntgegeben werden. An dem Tag legt der Münchner Konzern ausführliche Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor. Allianz-Chef Oliver Bäte will vor allem in der Schaden- und Unfall-Sparte auf Einkaufstour gehen. "Wir sehen uns im Wesentlichen in der Sachversicherung um, in den Ländern, wo wir zu Hause sind", bekräftigte er auf der Hauptversammlung Anfang Mai.
Liverpool Victoria, die am Markt unter der Marke "LV=" auftritt, ist der drittgrößte Autoversicherer in Großbritannien. Das Unternehmen hat fast sechs Millionen Kunden, davon sind 1,1 Millionen zugleich Mitglieder. Für den Versicherer aus Bournemouth in Südengland arbeiten rund 5700 Menschen.
LV= ist einer der größten britischen Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, seine Kunden sind also zugleich seine Eigentümer. Deshalb sind dem Unternehmen die Hände gebunden, was die interne Beschaffung frischen Kapitals angeht. Vorstandchef Richard Rowney hatte eingeräumt, dass der Versicherer frische Mittel braucht, um seine Solvenzquote aufzubessern. Niedrige Zinsen und steigende Kapitalanforderungen setzen die Branche unter Druck.