Frankfurt (Reuters) - Der Salz- und Düngemittelhersteller K+S hat die Erholung der Kalipreise zu optimistisch eingeschätzt und muss sich von seinem mittelfristigen Ergebnisziel verabschieden.
Die Prognose eines Betriebsgewinns (Ebitda) von rund 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2020 sei aus heutiger Sicht nicht mehr realistisch, teilte das Kasseler Unternehmen am Dienstag mit. Der Konzern sei dabei von einem Preis für Kaliumchlorid von rund 330 Dollar die Tonne in Brasilien ausgegangen. "Obwohl sich die Preise wieder in die richtige Richtung bewegen, sind wir doch ein ganzes Stück davon entfernt", sagte Vorstandschef Burkhard Lohr in einer Videobotschaft. "Wir werden daran arbeiten, die Lücke, die sich daraus ergibt, bestmöglich zu schließen." Im Spätherbst wolle der Konzern seine neue Strategie "Shaping 2030" vorstellen und dabei auch neue mittel- und langfristige Ziele bekannt geben.
Anleger reagierten verschnupft: K+S-Aktien verloren fast sechs Prozent auf 20,58 Euro und waren mit Abstand größter Verlierer im Nebenwerteindex MDax. Dabei habe ohnehin niemand mehr mit dem Erreichen der mittelfristigen Ziele gerechnet, sagten Händler. Analysten hatten für 2020 mit 1,1 Milliarden Euro Betriebsgewinn bereits weniger erwartet als K+S. "Die neue Strategie "Shaping 2030" wird aus unserer Sicht schnell benötigt", erklärte Markus Mayer von Baader Helvea. "Allerdings befürchten wir, dass der Raum zum Manövrieren begrenzt ist."
K+S hatte auf der Hauptversammlung im Mai angekündigt, seine Strategie auf den Prüfstand zu stellen.[nL8N1IC3DM] Lohrs Vorgänger Norbert Steiner hatte angedeutet, dass der Konzern an seiner Zwei-Säulen-Strategie festhalten werde und er sich nicht vorstellen könne, dass K+S künftig nicht mehr für Kali und Salz stehen könnte. Das Unternehmen, das der weltgrößte Salzproduzent ist, wolle aber der Frage nachgehen, wie der Wert seines Salzgeschäfts besser im Kurs dargestellt werden könne, hatte Lohr gesagt. Auch Analysten gehen davon aus, dass das Salzgeschäft bei einer Überprüfung der Strategie im Vordergrund stehen dürfte. An der Börse war wiederholt über einen Börsengang der Salzsparte spekuliert worden.
Während das Salzgeschäft von K+S im zweiten Quartal deutlich weniger Gewinn abwarf als von Analysten erwartet, konnten die Hessen von einer Erholung im Düngemittelbereich profitieren. Hier hatte K+S längere Zeit unter Produktionseinschränkungen am Kali-Werk Werra gelitten, für das nicht genug Entsorgungsmöglichkeiten für Abwässer aus der Kaliproduktion zur Verfügung standen. Das operative Ergebnis (Ebit I) verdoppelte sich nahezu auf 29 Millionen Euro, der Umsatz stieg um 1,4 Prozent auf 742 Millionen Euro. Für das zweite Halbjahr schließt K+S weitere Stillstandstage an seinem wichtigsten Werk nicht aus, eine Entspannung soll aber eine neue Aufbereitungsanlage bringen, die 2018 in Betrieb gehen und zu einer deutlichen Reduzierung des Salzabwasseraufkommens führen soll.
"Es bleibt, wie wir immer gesagt haben, 2017 noch schwierig", sagte Lohr. "Wir sind in einem Übergangsjahr und unsere Stärken werden wir erst so richtig im nächsten Jahr ausspielen können." Für das laufende Jahr präzisierte er die Ziele von K+S und stellte einen Umsatz zwischen 3,6 und 3,8 (2016: 3,5) Milliarden Euro und ein Ebit I zwischen 260 und 360 (229) Millionen Euro in Aussicht. Bislang war ein "spürbarer" Umsatz- und Ergebnisanstieg prognostiziert worden. Das Ebitda soll sich auf 560 bis 660 Millionen Euro belaufen.