Hamburg (Reuters) - Die IG Metall will bei Volkswagen trotz des laufenden Umbaus und der Dieselkrise einen kräftigen Lohnaufschlag für die Beschäftigten durchsetzen.
Die Tarifkommission strebe für die über 100.000 Mitarbeiter bei VW und der Tochter Financial Services eine Tariferhöhung um sechs Prozent für zwölf Monaten an, teilte die Gewerkschaft am Dienstag in Hannover mit. Damit entspricht die prozentuale Forderung dem, was sich die IG Metall bei den bundesweiten Verhandlungen mit den Arbeitgebern in der Metall- und Elektroindustrie vornimmt.
Niedersachsens IG-Metall-Chef Thorsten Gröger sagte, auch die VW-Mitarbeiter hätten ein ordentliches Gehaltsplus verdient. "Die große Mehrheit der Beschäftigten hat die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Dieselaffäre nicht zu verantworten." VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh fügte hinzu, die Belegschaft habe sich in den vergangenen zwei Jahren trotz des Abgasskandals über das normale Maße hinaus engagiert. "Nur deshalb gehen die Zahlen der Kernmarke Volkswagen wieder nach oben." Zudem wolle die Gewerkschaft erreichen, dass Volkswagen den Beitrag zur betrieblichen Altersversorgung dauerhaft verbessere. Um die Digitalisierung und den Wandel zum Mobilitätsdienstleister zu bewältigen, würden auf lange Sicht mehr Auszubildende in diesen Zukunftsbereichen benötigt.
Volkswagen erklärte, bei dem Unternehmen sei noch keine Forderung eingegangen. Wenn diese vorliege, werde sie intern bewertet und im Rahmen der Tarifrunde mit dem Tarifpartner besprochen, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Der Gewerkschaftsvorstand in Frankfurt will die Tarifforderungen für die bundesweiten Verhandlungen sowie für VW am Donnerstag endgültig beschließen.
Die IG Metall schließt bei dem Wolfsburger Autobauer traditionell einen Haustarifvertrag ab, der sich an dem bundesweiten Abschluss in der Branche orientiert. Die Einkommen bei VW lagen einst deutlich über denen in der übrigen Branche, sind in den vergangenen Jahren aber schrittweise an den Flächentarif angeglichen worden. Angesichts des Umbaus und weiter hoher Kosten für die Wiedergutmachung der Abgasmanipulation rechnen Experten damit, dass VW auch bei den Löhnen sparen will.