Reuters

VW-Werkschutz kooperierte mit Militärregime in Brasilien

14.12.2017
um 18:06 Uhr

Hamburg (Reuters) - Volkswagen hat Erkenntnisse über eine Zusammenarbeit mit der Militärdiktatur in Brasilien zwischen 1964 und 1985 gefunden.

Ein mit der Aufarbeitung der Geschichte von VW beauftragter deutscher Wissenschaftler kam zu dem Ergebnis, "dass eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen Mitgliedern des Werkschutzes von Volkswagen do Brasil und der Politischen Polizei (DOPS) des früheren Militärregimes stattgefunden hat", wie der Autobauer am Donnerstag mitteilte. Es seien jedoch keine klaren Beweise gefunden worden, dass die Zusammenarbeit von dem Unternehmen institutionalisiert gewesen sei.

Reuters hatte vor drei Jahren berichtet, dass Volkswagen während der Militärdiktatur die eigenen Mitarbeiter und Gewerkschafter bespitzelt und die gesammelten Daten an das Regime weitergegeben haben soll. Dabei wurden sensible Informationen über bevorstehende Lohnforderungen sowie Mitschriften von Gesprächen und Namen von Teilnehmern an Gewerkschaftsveranstaltungen überreicht, wie aus damals entdeckten Dokumenten hervorging. Auch der damalige Gewerkschaftsführer Luiz Inacio Lula da Silva, der später Präsident Brasiliens wurde, war Opfer der Bespitzelung. Die Dokumente waren von der Nationalen Wahrheitskommission entdeckt worden, die im Auftrag der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff Regierungsarchive durchforstet hat, um den Machtmissbrauch während der Zeit der Militärdiktatur in den Jahren 1964 bis 1985 zu untersuchen.

Der von dem Wolfsburger Autobauer beauftragte Historiker Christopher Kopper stellte fest, dass 1979 und in den frühren 1980er Jahren ein unternehmerischer und kultureller Wandel eingesetzt habe, als Volkswagen do Brasil einen Betriebsrat einrichtete. Bei der geheimen Wahl der Arbeitnehmervertretung seien 1982 Gewerkschaftsmitglieder nicht mehr benachteiligt worden.

Der Bielefelder Historiker war 2016 von Volkswagen beauftragt worden, die Rolle des Unternehmens in der Zeit der Militärdiktatur zu erforschen. Er wertete Aussagen früherer Mitarbeiter sowie Dokumente aus Archiven aus und befragte Zeitzeugen.

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