Köln (Reuters) - Der Kunststoffhersteller Covestro hat 2017 so viel verdient wie nie zuvor und zeigt sich auch für dieses Jahr unerwartet zuversichtlich.
"Wir wollen unseren Erfolgskurs 2018 fortführen", sagte der künftige Covestro-Chef Markus Steilemann, der im Herbst das Ruder von Vorstandschef Patrick Thomas übernimmt, am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Köln. Zwar soll das Betriebsergebnis (Ebitda) nur noch das Vorjahresniveau erreichen. Eigentlich hatten Analysten aber einen Rückgang erwartet, da der Rückenwind für Covestro durch Kapazitätsengpässe der Konkurrenz abflauen dürfte. Der Kunststoffhersteller rechnet mit zunehmenden Wettbewerbsdruck, der sich aus dem Anlauf neuer Kapazitäten der Konkurrenz ergeben könnte. Im ersten Quartal geht der Konzern aber noch von einer deutlichen Ergebnissteigerung aus.
An der Börse kam das gut an: Covestro-Aktien legten um bis zu vier Prozent zu und waren mit Abstand größter Gewinner im Nebenwerteindex MDax. Das Unternehmen habe sich erneut überraschend gut geschlagen, urteilten die Analysten der britischen Barclays Bank. Covestro dürfte noch länger als erwartet von höheren Preisen profitieren, auch wenn sich im Jahresverlauf eine Normalisierung einstellen sollte, erklärte Bernhard Weininger von Independent Research.
2017 erzielte der Konzern ein Betriebsergebnis von 3,4 Milliarden Euro, ein Plus von 70 Prozent. Dabei profitierte Covestro vor allem von einem starken Geschäft im Bereich Polyurethane mit den Kunststoffvorprodukten TDI und MDI. Ein Grund dafür sind Produktionsausfälle bei der Konkurrenz. So kämpft der weltgrößte TDI-Hersteller BASF bereits seit längerem mit Problemen bei seiner neuen TDI-Großanlage in Ludwigshafen, die bis in dieses Jahr hinein nicht auf Volllast fahren kann. Unter dem Strich konnte Covestro das Ergebnis auf zwei Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Der Umsatz legte um fast ein Fünftel auf gut 14 Milliarden Euro zu. "Gegenüber dem ersten Jahr als eigenständiges Unternehmen haben wir noch einmal klar zugelegt", urteilte Vorstandschef Thomas.
HÖHERE DIVIDENDE UND AKTIENRÜCKKÄUFE FÜR DIE AKTIONÄRE
Covestro war 2015 vom Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer an die Börse gebracht worden, der aktuell noch 14 Prozent an dem Unternehmen hält. Die Leverkusener planen den Komplettausstieg, profitieren aber noch von der starken Geschäftsentwicklung bei der ehemaligen Tocher: Die Aktionäre sollen für das vergangene Jahr eine deutlich höhere Dividende von 2,20 (Vorjahr: 1,35) Euro je Aktie erhalten. Darüber hinaus verwöhnt Covestro seine Anteilseigner mit einem Aktienrückkaufprogramm, da die Kassen des Kunststoffproduzenten prall gefüllt sind.
Auch in diesem Jahr soll mehr Geld übrig bleiben: Covestro geht beim Free Operating Cash Flow (FOCF) von einem Niveau deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre aus. Das Ziel eines kumulierten FOCF von fünf Milliarden Euro solle nun schon 2019 statt wie geplant 2021 erreicht werden. Von der Hauptversammlung im kommenden Jahr will sich Covestro deshalb voraussichtlich weitere Aktienrückkäufe genehmigen lassen. Auch Übernahmen ziehe der Konzern in Betracht, die Preise dafür seien derzeit aber "extrem hoch", wie Vorstandschef Thomas mehrmals betonte. "Wir schauen uns Sachen an. Aber wenn ich ihnen sage, was wir uns anschauen, wird sich der Preis verdoppeln."