Rom (Reuters) - Die Miteigentümer von Autostrade per l'Italia können der italienischen Regierung zufolge bei einer Verstaatlichung des Mautstraßen-Betreibers mit einer Entschädigung rechnen.
Das habe er dem chinesischen Investor Silk Road Fund zugesichert, sagte Industrie-Staatssekretär Michele Geraci der Nachrichtenagentur Reuters. "Verstaatlichen heißt nicht Enteignen." Davon würden nicht nur die Chinesen profitieren, die im vergangenen Jahr mit fünf Prozent bei der Autobahngesellschaft eingestiegen waren, sondern auch der Münchner Versicherer Allianz, der als Anführer eines Infrastruktur-Konsortiums knapp sieben Prozent hält.
Mit den Verstaatlichungs-Plänen zieht die populistische Regierung in Rom die Konsequenz aus dem Einsturz einer Autobahnbrücke über die A10 in Genua, bei dem Mitte August 43 Menschen ums Leben gekommen waren. Der stellvertretende Ministerpräsident Luigi di Maio wirft dem Betreiber vor, seine Pflichten zum Unterhalt der Brücke vernachlässigt zu haben, und hält einen Entzug der Maut-Konzession für unerlässlich. Das Unternehmen bestreitet die Vorwürfe und hat fünf Monate Zeit nachzuweisen, dass es seine Pflichten erfüllt hat. 88 Prozent an Autostrade liegen bei der Infrastruktur-Holding Atlantia, die von der Unternehmerfamilie Benetton beherrscht wird. Beim Einstieg von Silk Road und Allianz war das Unternehmen mit 15 Milliarden Euro bewertet worden. Autostrade betreibt rund 3000 Kilometer Mautstraßen und damit einen Großteil des italienischen Autobahnnetzes.
Geraci hatte bei seinem Besuch in China auch um neue Investoren für die angeschlagene Fluggesellschaft Alitalia geworben. Der Staatssekretär sagte, er habe Silk Road sowie die Fluggesellschaften Air China und China Eastern Airlines gebeten, mit bis zu 49 Prozent bei Alitalia einzusteigen. "Ein chinesischer Investor wäre potenziell ein attraktiver Käufer", sagte er. Verkehrsminister Danilo Toninelli will die Mehrheit in italienischer Hand behalten.