Frankfurt (Reuters) - Die Affäre um manipulierte Abgaswerte bereitet nicht nur VW-Aktionären Bauchschmerzen, sie verhagelt auch den Autohändlern gehörig die Stimmung.
"Wir fühlen uns definitiv verraten", sagte Chris Murphy, Verkaufsleiter eines VW-Autohauses im kalifornischen Oakland. "Ich wäre als Kunde stocksauer." Gerade im umweltbewussten Kalifornien hätten sich viele Amerikaner für die als besonders sauber angepriesenen VW-Diesel-Fahrzeuge entschieden. Der Skandal sei "ein Schlag für die Marke VW". Bis zu elf Millionen Fahrzeuge könnten dem Konzern zufolge weltweit von Manipulationen betroffen sein.
Auch VW-Händler Ernst-Robert Nouvertne im nordrhein-westfälischen Solingen befürchtet Folgen für das Geschäft. "Es wird nicht problemlos an uns vorbei gehen." Es könne gut sein, dass die Kunden künftig kritischer werden und auf Benziner umsteigen. "Wenn jetzt noch BMW, Mercedes oder ein anderer deutscher Konzern ähnliche Probleme bekommen sollten, wäre das ein großes Problem für die deutsche Automobilindustrie." Verbraucherschützer fordern bereits, dass VW entweder alle betroffenen Fahrzeuge nachrüstet oder Betroffenen einen individuellen Anspruch auf Nachrüstung zugesteht. Der Volkswagen und Audi Partnerverband, der die Interessen der über 2.400 deutschen Händler der Marken VW Pkw, Audi und VW Nutzfahrzeuge vertritt, wollte zu der Abgas-Affäre keine Stellungnahme abgeben.
Ob es an dem Skandal liegt oder nicht - in einem der größten VW-Autohäuser im Rhein-Main-Gebiet ist am Mittwochmittag wenig los. An einer Seite des Ausstellungsraums sitzt eine junge Frau am Empfang - sie nimmt seit einigen Jahren die Anrufe von Kunden entgegen. "Es kommen eben schon viele Anfragen von Diesel-Fahrern, aber wir haben auch nicht die ultimative Antwort, weil wir von Volkswagen noch nicht so viele Informationen bekommen haben." Es sei schwer zu sagen, ob weniger Kunden kommen. "Es ist ja erst der dritte Arbeitstag, seit die Manipulationen bekannt wurden, aber ich habe schon das Gefühl, dass etwas weniger als sonst los ist."