Rom (Reuters) - Im Rennen um die Neubesetzung des Spitzenjobs in der EZB-Bankenaufsicht lichten sich die Reihen der Kandidaten.
Insidern zufolge haben Europa-Abgeordnete die Bewerbungen des Italieners Andrea Enria, der die EU-Bankenbehörde EBA leitet, und der Vizechefin der irischen Notenbank, Sharon Donnery, in die engere Auswahl gezogen. Dies sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Nach nicht-öffentlichen Anhörungen dreier Kandidaten im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments am Dienstag seien diese Namen der EZB übermittelt worden. Ende September waren noch dem dritten Bewerber gute Chancen eingeräumt worden - dem Chef der französischen Finanzaufsicht, Robert Ophele.
Die Französin Daniele Nouy scheidet Ende Dezember als oberste Bankenaufseherin der Europäischen Zentralbank (EZB) nach fünf Jahren aus dem Amt. Eine Verlängerung ist nicht möglich. Das EU-Parlament hat ein Mitspracherecht bei der Auswahl des endgültigen Kandidaten, auf den sich die EZB festlegen wird. Es wird erwartet, dass sie darüber am 7. November entscheidet. Die Notenbank wollte sich dazu nicht äußern. Die Ernennung muss dann wiederum noch vom EU-Parlament bestätigt und von den Regierungschefs genehmigt werden.
Der Italiener Enria leitet seit 2011 die EBA. Für ihn spreche seine internationale Erfahrung, sagte einer der Insider. Allerdings habe Enria nicht die Unterstützung von EU-Abgeordneten der italienischen Regierungspartei Lega. Italiens Bankenbranche steht wegen des Haushaltsstreits der Regierung in Rom mit der EU-Kommission besonders im Fokus. Die Sorge vor einer neuen Schuldenkrise hat die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen zuletzt zeitweise auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren klettern lassen. Die großen Geldhäuser des Landes schleppen faule Kredite im Volumen von 180 Milliarden Euro mit sich herum - eine Hinterlassenschaft der jahrenlangen Wirtschaftsflaute.
Donnery steht bei der EZB der wichtigsten Arbeitsgruppe vor, die sich mit Problemkrediten beschäftigt. Sie stieß 1996 als Volkswirtin zur irischen Notenbank und ist seit 2016 deren Vize-Chefin. Für sie spricht, dass sich das Europa-Parlament auf die Fahnen geschrieben hat, mehr Frauen auf Top-Positionen zu hieven. Nach früheren Angaben von Insidern unterstützt Deutschland die Bewerbung der Irin.