Wien (Reuters) - Der Linzer Stahlkonzern Voestalpine bekommt als Zulieferer für die deutsche Autoindustrie die Auswirkungen der schärferen Abgasregeln in Europa zu spüren.
"Wir sehen doch eine recht deutliche Abkühlung des europäischen Automobilsektors", sagte Konzernchef Wolfgang Eder am Mittwoch. Seit August, September seien deutliche Rückgänge aufgrund der strengeren EU-Vorgaben zu spüren. Mit einer raschen Erholung rechnet der Voestalpine-Chef nicht. "Das wird sich über das gesamte zweite Halbjahr dieses Geschäftsjahres hinziehen", sagte der Manager.
Für den oberösterreichischen Stahlkonzern, der unter anderem Bleche und Karosserieteile produziert, zählen die deutschen Autobauer BMW, Daimler oder VW zu den wichtigsten Kunden. Hintergrund für das gebremste Automobilgeschäft sei, dass die Branche derzeit mit dem Umrüsten der Autos infolge der strengeren Abgasregeln nicht nachkomme und vor einer rückläufigen Neuproduktion stehe. Berichte über Nachfrageinbrüche um ein Fünftel oder mehr, wies Eder aber zurück. "Das kann ich wirklich nicht bestätigen. Wir laufen zwar nicht auf Höchstbetrieb, aber auf Normalbetrieb", sagte der Voestalpine-Chef. Er könne sich aber vorstellen, dass die Automobilbauer in diesem Jahr längere Werksferien abhalten werden. Insgesamt wird die Dramatik laut Eder teilweise übertrieben. "Dass sich die positive Entwicklung der Automobilindustrie in den letzten drei Jahren irgendwann wieder einbremsen wird, das ist der ganz normale Gang der Wirtschaft und wir passen uns an", sagte er.
HANDELSSTREIT BREMST VOESTALPINE
Darüber hinaus machen der Voestalpine auch die Auswirkungen des internationalen Handelsstreit zu schaffen. "Die Maßnahmen behindern zunehmend den globalen Handel", sagte Eder. Unter Druck geraten seien etwa die chinesische Autobauer, die die Voestalpine ebenfalls beliefert. "Wir gehen davon aus, dass uns die Handelssanktionen in China doch mit 30 bis 40 Millionen Euro treffen werden". Darüber hinaus drückte zuletzt die Erneuerung des größten Hochofens in Linz auf das Ergebnis. Ferner kam es bei einer Anlage in Texas zu einem insgesamt sieben Wochen langen Werksstillstand infolge eines Hochwassers und eines Brandes. All diese Effekte führten dazu, dass der Gewinn in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2018/19 unter dem Strich um knapp 19 Prozent auf 422 Millionen Euro schrumpfte. Die Erlöse erreichten hingegen mit einem Plus von 5,9 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro einen neuen Halbjahres-Höchstwert.
Beim Ausblick zeigte sich der Voestalpine-Chef zurückhalten.
"Wir können im Moment noch nicht genau abschätzen, wohin die Reise geht und wie gravierend die Veränderungen in negativer Richtung sein werden", sagte Eder. Seit September hätten sich die Voraussetzungen auf den Märkten und die handelspolitischen Rahmenbedingungen zu verändern begonnen. Eder geht aber davon aus, dass es "keine Crash-Szenarien" geben wird, sondern vielmehr ein sogenanntes "soft-landing".
Die Voestalpine hatte erst vor zwei Wochen eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Demnach wird für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr 2018/19 ein operatives Ergebnis (Ebitda) von knapp 1,8 Milliarde Euro und ein Betriebsergebnis (EBIT) von etwas unter einer Milliarde Euro erwartet.