Wien (Reuters) - Der Chef des Linzer Stahlkonzerns Voestalpine, Herbert Eibensteiner, kritisiert die in Europa hohen Energiepreise und fordert eine Anpassung des Strommarktsystems.
"Die Energiekosten sind zwar im Vergleich zu den Spitzenzeiten des Vorjahres gesunken, aber im internationalen Vergleich in Europa insgesamt noch sehr hoch", sagte der Manager am Mittwoch. Es sei wichtig, dass die in Österreich noch ausständige Strompreiskompensation so rasch wie möglich komme. Das Modell der Strompreiskompensation gibt EU-Staaten die Möglichkeit, sehr stromintensiven Unternehmen einen Teil der CO2-Kosten zu erstatten, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Die Voestalpine ist Österreichs stärkster Co2-Emittent. Bis spätestens 2050 will der Stahlkocher klimaneutral produzieren. Um den milliardenschweren Umstieg von Co2-lastigen Hochöfen auf Elektroöfen zu finanzieren, hofft Eibensteiner auf Förderungen. "Wir haben unser 'greentec-steel-Projekt' im Juni eingereicht und wir werden im Herbst erfahren, welche Förderungen wir dort bekommen können", sagte er.
Europa muss sich nach Aussagen des Voestalpine-Chefs die Frage stellen, ob das sogenannte "Merit-Order"-Prinzip langfristig einen wettbewerbsfähigen Strompreis ermöglicht. "Auf EU-Ebene sollte man versuchen, das Konzept anzupassen, um wettbewerbsfähige Preise vor allem beim Strom zu bekommen", so Eibensteiner. Beim Merit-Order-Prinzip bestimmt der Preis des teuersten Energieträgers den gesamten Marktpreis. Die EU-Kommission arbeitet zwar seit Monaten an einer Reform des Strommarktes, um eine Wiederholung der Energiekrise des letzten Jahres zu verhindern. Die EU-Staaten zeigten sich zuletzt jedoch weiterhin uneins.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)