Oslo (Reuters) - Die Allianz hat in einem Rechtsstreit um Investitionen in das norwegische Gas-Pipelinenetz eine Niederlage erlitten.
Ein Gericht in Oslo entschied am Freitag gegen den Münchner Finanzkonzern und weitere internationale Anleger, die Norwegen wegen der Senkung von Durchleitungsgebühren verklagt hatten. Die Allianz, die Schweizer Großbank UBS, der Staatsfonds von Abu Dhabi und eine kanadische Pensionskasse hatten den Skandinaviern vorgeworfen, die Tarife illegal gekürzt zu haben und so die an dem Netz beteiligten Investoren bis zum Jahr 2028 um Einnahmen von umgerechnet 1,6 Milliarden Euro (15 Milliarden norwegische Kronen) zu bringen. Die Kläger erwägen nach Angaben aus ihren Reihen, in Berufung zu gehen.
Die Unternehmen hatten sich zum Großteil im Jahr 2011 an dem 8000 Kilometer langen Pipeline-Netz Gassled beteiligt. Damals hatte der Staatskonzern Statoil 24 Prozent von Gassled veräußert. Die Kläger argumentierten nun, dass die niedrigeren Durchleitungstarife eben jenen Gasproduzenten zugutekämen, die ihnen einst die Anteile verkauft hatten.
Das norwegische Öl- und Gasministerium erklärte, es sei mit dem Urteil zufrieden. Der Staat hatte die Vorwürfe mit der Begründung zurückgewiesen, die Investoren kassierten Einnahmen über dem vereinbarten Niveau. Zudem seien die Durchleitungsgebühren so hoch, dass sie von neuen Investitionen in das Offshore-Gasgeschäft abschreckten. Der Gewinn im Öl- und Gasgeschäft solle aber vorrangig mit der Förderung und nicht mit der Infrastruktur erzielt werden.
Der Energiesektor ist zentral für die norwegische Konjunktur, ein Fünftel seiner Wirtschaftsleistung schöpft das Land aus der Ölförderung vor der Küste. Zuletzt machte dem wirtschaftlich erfolgsverwöhnten Land aber der Ölpreisverfall zu schaffen. Am Donnerstag senkte die Zentralbank die Zinsen auf ein Rekordtief, um die Konjunktur anzukurbeln.