Reuters

Bayer macht Abstriche bei Pharma-Pipeline

05.12.2018
um 14:01 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Bayer muss im Pharma-Geschäft kleinere Brötchen backen: Nach einigen Rückschlägen bei der Entwicklung neuer Arzneimittel traut der Konzern seiner Pharma-Pipeline ein geringeres Umsatzpotenzial zu als bisher.

Von den vielversprechendsten Medikamentenkandidaten erwartet der Konzern nun einen jährlichen Spitzenumsatz von zusammen mehr als 3,75 Milliarden Euro, wie aus einer Präsentation zur Investorenkonferenz am Mittwoch in London hervorgeht. Noch im Juni hatte sich der Vorstand von den wichtigsten Wirkstoffen in der Entwicklung Umsätze von mindestens sechs Milliarden Euro erhofft. In dieser Rechnung waren allerdings noch das Krebsmedikament Anetumab Ravtansine sowie das Mittel Vilaprisan zur Behandlung von Gebärmuttermyomen berücksichtigt. Die beiden Wirkstoffe standen alleine für ein Umsatzpotenzial von zusammen mehr als drei Milliarden Euro. Von dieser Hoffnung verabschiedet Bayer sich nun.

Analysten hatten wiederholt Zweifel an den Schätzungen von Bayer für die Pharma-Pipeline geäußert. Nun musste Bayer einen weiteren Rückschlag eingestehen: Erst vor wenigen Tagen legte der Konzern die komplette klinische Entwicklung von Vilaprisan wegen Nebenwirkungen auf Eis, wie der Chef der Pharmaforschung und -Entwicklung, Jörg Möller, sagte. Diese traten in einer präklinischen Studie mit Nagetieren zur Langzeitwirkung des Wirkstoffs auf. "Wir haben uns daher vorsorglich entschieden, die Aufnahme in unser laufendes Programm einzustellen und die Daten auszuwerten." Das Krebsmittel Anetumab war bereits 2017 in einer Phase-II-Studie zum Einsatz bei einer asbestbedingten Krebsart gefloppt. Der Wirkstoff, dem Bayer alleine ein Umsatzpotenzial von mehr als zwei Milliarden Euro zugetraut hatte, wird gegenwärtig noch im frühen Stadium der klinischen Entwicklung getestet - der Ausgang ist damit noch sehr ungewiss.

EXTERNE INNOVATIONEN SOLLEN ES RICHTEN

Einer der Hoffnungsträger von Bayer ist das Krebsmittel Larotrectinib, das kürzlich die Zulassung in den USA erhalten hatte und über eine Allianz mit der US-Biotechfirma Loxo Oncology zu dem Konzern kam. Ihm traut Bayer Spitzenumsätze von mehr als 750 Millionen Dollar zu. Der Leverkusener Konzern braucht aber weitere Wirkstoff in dieser Liga, wenn er im Vergleich zur internationalen Konkurrenz nicht noch mehr ins Hintertreffen geraten will. Denn Bayer drohen erhebliche Umsatzeinbußen, wenn die Patente seiner Kassenschlager - der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea - Mitte der 2020er Jahre auslaufen.

In der Pharma-Welt sei diese Zeitspanne aber eine "Ewigkeit" und Bayer habe genügend Zeit, seine Pipeline bis dahin zu stärken, gab sich der neue Chef der Pharma-Sparte, Stefan Oelrich, optimistisch. Bayer müsse vor allem seinen Bestand an Wirkstoffen in der mittleren Phase der klinischen Entwicklung ausbauen - dabei setzt Oelrich künftig vor allem auf externe Innovationen und Partnerschaften. Die eigene Forschung wird dagegen ausgedünnt: Dort fallen rund 900 Arbeitsplätze weg, wie der Konzern schon angekündigt hat. Insgesamt streicht Bayer rund 12.000 seiner gut 118.000 Arbeitsplätze. Vorstandschef Werner Baumann will damit sowie dem Verkauf von Unternehmensteilen die Produktivität und Ertragskraft von Bayer steigern.

Der Umsatz soll zu konstanten Wechselkursen im kommenden Jahr um etwa vier Prozent zulegen und danach um durchschnittlich vier bis fünf Prozent pro Jahr bis 2022. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) soll sich bis dahin um durchschnittlich neun Prozent pro Jahr erhöhen. Die bereinigte Ebitda-Marge soll bis 2022 auf mehr als 30 Prozent von voraussichtlich rund 26 Prozent in diesem Jahr steigen.

Bayer AG

WKN BAY001 ISIN DE000BAY0017