Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Börse rechnet nach einem Milliarden-Gewinn 2018 künftig mit deutlich mehr Gegenwind.
"Die Straße, auf der wir fahren, wird kurvenreicher", sagte Vorstandschef Theodor Weimer laut Redetext am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Frankfurt. Das Wachstum von Finanz- und Realwirtschaft werde sich aller Wahrscheinlichkeit in den nächsten Monaten deutlich abschwächen. "Da können wir das Tempo aus dem vergangenen Jahr nicht ohne weiteres halten. Ein Jahr, das so gut lief wie das letzte, lässt sich nicht mal eben so toppen", erklärte der frühere Investmentbanker, der seit Anfang 2018 auf dem Chefsessel der Börse sitzt.
Weimer glaubt dennoch daran, mit seinem Unternehmen an die Gewinne der jüngsten Vergangenheit anknüpfen zu können. Er sei zuversichtlich, dass 2019 "wieder ganz ordentlich werden kann". Dies habe sich bereits im ersten Quartal angedeutet, in dem die Erlöse des Börsenbetreibers um vier und der Gewinn um acht Prozent kletterten. "Das ist ordentlich", sagte Weimer. "Aber ist es auch gut genug? Für uns nicht." Deshalb bekräftigte er seine Prognose für das noch fast acht Monate laufende Geschäftsjahr: "Fünf Prozent strukturelles Wachstum - Wachstum aus eigener Kraft und um die zehn Prozent Gewinnwachstum." Auch wenn das Jahr 2019 erwartbar verhaltener werde: "Wir bleiben ein Unternehmen auf Wachstumskurs."
Besonders positiv sieht Weimer das milliardenschwere Geschäft mit der Abwicklung auf Euro lautender Derivate, das sogenannte Euro-Clearing. Hier dominierte bis zum Brexit-Votum vor gut zwei Jahren LCH Clearnet, eine Tochter der Londoner Börse LSE, den Markt nahezu vollständig. Inzwischen hat die Deutsche Börse hier allerdings einen Marktanteil von 14 Prozent erreicht, weil immer mehr Banken, Vermögensverwalter, Pensionskassen und andere Investoren auf ihre Systeme wechseln. Der für das Geschäftsfeld zuständige Vorstand, Thomas Book, bekräftigte das Ziel der Börse, ihren Marktanteil auf 25 Prozent zu erhöhen. Daran ändere auch die Verschiebung des Brexit-Datums auf Oktober nichts.
Die Börse ist gut ins laufende Geschäftsjahr gestartet. Wie das Unternehmen kürzlich mitgeteilt hatte, kletterte der Gewinn trotz des mauen Aktienmarktumfelds um elf Prozent auf gut 275 Millionen Euro. 2018 hatte Weimer in seinem ersten Jahr als Chef bei Erlösen von 2,77 Milliarden Euro einen Gewinn von etwas mehr als eine Milliarde Euro abgeliefert, wofür er viel Lob von den Anteilseignern bekam. Diese erhalten eine Dividende von 2,70 Euro je Aktie - ein Plus von zehn Prozent.