Frankfurt (Reuters) - Ein Kursrutsch des Index-Schwergewichts BASF beschleunigt die Talfahrt der europäischen Börsen.
Außerdem kommen Börsianern zufolge unter Anlegern Zweifel auf, ob die US-Notenbank (Fed) angesichts des robusten Arbeitsmarkts die Zinsen bald senkt. Dax und EuroStoxx50 verloren am Dienstag jeweils etwa ein Prozent auf 12.387 beziehungsweise 3496 Punkte.
"Vor Jerome Powell, dem Vorsitzenden der US-Notenbank, liegt die wohl bislang wichtigste Woche seiner Karriere, da er sowohl unter dem Druck eines US-Präsidenten Donald Trump aber auch der Wall Street steht, die Zinsen auf der kommenden Sitzung um einen viertel Prozentpunkt zu senken", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Am Mittwoch und Donnerstag muss Powell im Rahmen einer halbjährlichen Anhörung verschiedenen Ausschüssen im US-Kongress Rede und Antwort stehen. "Marktteilnehmer sind gespannt, ob er zu einer Zinssenkung neigt oder nicht", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Während manche Analysten die Notwendigkeit einer baldigen Zinssenkung infrage stellen, wird an den Finanzmärkte immer noch auf eine Reduzierung um einen viertel Prozentpunkt gewettet.
BASF UND DANKSE BANK KASSIEREN GESAMTJAHRESZIELE
Unterdessen fielen die Aktien von BASF um bis zu 6,5 Prozent auf 58,55 Euro und steuerten auf den größten Tagesverlust seit drei Jahren zu. Der Chemiekonzern kassierte seine Gesamtjahresziele und warnte vor einem Ergebniseinbruch. "Es war ein offenes Geheimnis, dass BASF seine Ziele nicht erreichen kann", konstatierte Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank. Das Ausmaß der Prognose-Senkung sei aber eine Überraschung.
Im Sog von BASF gerieten die Titel anderer Chemiefirmen ebenfalls ins Rutschen. So verloren die Papiere von Covestro, Lanxess, Umicore, EMS Chemie oder Akzo Nobel um bis zu 5,9 Prozent. Der europäische Branchenindex büßte 2,2 Prozent ein.
Auch die in einen Geldwäsche-Skandal verwickelte Danske Bank kassierte ihre Gewinnziele. Der Mittelwert des nun angepeilten Überschusses von umgerechnet 1,7 bis zwei Milliarden Euro liege sechs Prozent unter der bisherigen Markterwartung, konstatierte Analyst Joseph Dickerson von der Investmentbank Jefferies. Danske-Aktien fielen in Kopenhagen um 4,2 Prozent.
Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Papiere von Bayer, die sich um zwei Prozent verbilligten. Die Gewinnwarnung von BASF sei ein schlechtes Omen für das Agrarchemiegeschäft des Leverkusener Konzerns, warnte Analyst Alistair Campbell von Investmentbank Liberum. Unabhängig davon schaltete sich im Berufungsverfahren zum zweiten Glyphosat-Urteil eine Geschworene ein und rief den Richter auf, die gegen Bayer verhängte Schadenersatzforderung aufrecht zu erhalten.