Frankfurt (Reuters) - Der Beginn des ersten Glyphosat-Prozesses außerhalb Kaliforniens verschiebt sich womöglich.
Am 19. August sollte eigentlich das nächste Gerichtsverfahren wegen des umstrittenen Unkrautvernichters der Bayer-Tochter Monsanto in St.Louis im US-Bundesstaat Missouri starten. Dort hatte der US-Saatgutriese, den Bayer im vergangenen Sommer für 63 Milliarden Dollar übernahm, seinen Hauptsitz. Nun erklärte ein Bayer-Sprecher, man gehe davon aus, dass dieser Prozess verschoben wird. "Es gibt aber noch keine schriftliche Entscheidung." Darüber hinaus wollte sich der Sprecher nicht äußern, auch nicht zu den Gründen für eine Verschiebung.
Die "Wirtschaftswoche" hatte zuvor unter Berufung auf Justizkreise berichtet, dass sich das Verfahren auf Januar verschiebt und auch ein für September terminierter Prozess vertagt wird. Gründe dafür seien nicht genannt worden.
Das für den 19. August geplante Verfahren ist der vierte Glyphosat-Prozess und der erste im US-Bundesstaat Missouri, wo die Landwirtschaft zu den wichtigsten Industriezweigen gehört. Bayer hofft auf einen Heimvorteil, allerdings sind die Jurys in dem US-Bundesstaat auch dafür bekannt, Unternehmen zu hohen Schadenersatzzahlungen zu verdonnern. Die Klägerin Sharlean Gordon macht den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup für ihre Krebserkrankung verantwortlich. Sie hatte erklärt, dass bei ihr Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert worden sei, nachdem sie Roundup rund 14 Jahre lang eingesetzt hatte.
Die bisherigen drei Glyphosat-Prozesse, die alle in Kalifornien stattfanden, hat Bayer in erster Instanz verloren und wurde von den Geschworenen zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt. Diese wurden später jedoch von den zuständigen Richtern deutlich gesenkt. Bayer sieht sich inzwischen mit insgesamt etwa 18.400 Klägern konfrontiert. Der Konzern hat die Vorwürfe gegen Glyphosat stets zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass Zulassungsbehörden weltweit das Herbizid bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten. Vorstandschef Werner Baumann hatte zuletzt erklärt, Bayer sei weiter fest entschlossen, sich entschieden zu Wehr zu setzen. Ein Vergleich werde nur in Betracht gezogen, wenn sich dieser in einem vernünftigen finanziellen Rahmen bewege und damit der gesamte Rechtsstreit endgültig beigelegt werden könne.