- von Tom Käckenhoff
Düsseldorf (Reuters) - Für die Energieriesen E.ON und RWE ist der Weg frei für eine Aufteilung der Geschäfte des noch jungen Ökostromversorger Innogy.
E.ON dürfe unter Auflagen die RWE-Tochter übernehmen, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Die Zusagen von E.ON stellten sicher, "dass der Zusammenschluss in den Ländern, in denen diese Unternehmen tätig sind, nicht zu einer geringeren Auswahl und höheren Preisen führen wird", sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
E.ON will das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy übernehmen. RWE erhält das Ökostromgeschäft von Innogy und das von E.ON. RWE hatte für seinen Teil des Deals bereits die Zustimmung bekommen.
E.ON hatte eine Reihe von Zusagen gemacht, um die Freigabe zu erhalten. Hierzu gehöre die Veräußerung der Verträge mit den meisten Heizstromkunden von E.ON in Deutschland sowie die Einstellung des Betriebs von 34 E-Ladestationen an deutschen Autobahnen, erklärte die Kommission. Zudem werde sich E.ON von Strom- und Gasvertriebsgeschäften in Ungarn und Tschechien trennen. "Wir hätten diese Geschäfte gern fortgeführt, werden die Auflagen der EU-Kommission aber selbstverständlich umsetzen", räumte E.ON-Chef Johannes Teyssen ein. "Vor dem Hintergrund der großartigen Entwicklungschancen für die neue E.ON sind diese Zugeständnisse verkraftbar." Der Konzern mit rund 70.000 Beschäftigten werde künftig über 50 Millionen Kunden in 15 Ländern betreuen. Teyssen bekräftigte, dass E.ON ab 2022 jährliche Synergieeffekte von 600 bis 800 Millionen Euro anstrebe und hierzu bis zu 5000 Jobs gestrichen werden könnten.
RWE will sich durch den Deal fast neu erfinden. "Brüssel hat heute den Weg freigemacht für die 'neue RWE'", sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz. "Das macht uns zu einem global führenden Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien. Mit jährlichen Investitionen von 1,5 Milliarden Euro netto wollen wir diese Position festigen und weiter ausbauen."
E.ON ÜBERNIMMT VON INNOGY MIT NPOWER "ENGLISCHEN PATIENTEN"
E.ON steigt nach dem bereits erfolgten Verkauf der Kraftwerkstochter Uniper endgültig aus der Stromproduktion aus und setzt auf das Geschäft mit Netzen, dem Vertrieb von Strom und Gas sowie auf Kundenlösungen. Der lange Zeit auf Kohle und Atom setzende RWE-Konzern will sich zu einem der größten Ökostromversorger Europas wandeln.
Beide Geschäftsmodelle sind nicht ohne Risiken. Das Netzgeschäft, wie E.ON es betreibt, ist staatlich reguliert und damit anfällig für politische Richtungswechsel. Das Vertriebsgeschäft ist hart umkämpft. Neue Kunden können oft nur mit hohen Bonuszahlungen gewonnen werden, Bestandskunden nur mit günstigen Tarifen gehalten werden. Hinzu kommt der schwierige Markt in Großbritannien. E.ON übernimmt dort von Innogy die Tochter Npower. Diese schreibt seit Jahren Verluste. Für RWE wachsen die Bäume insbesondere im europäischen Ökostromgeschäft nicht in den Himmel. Der Wettbewerb bei Ausschreibungen wird immer härter und die staatlichen Förderungen gekürzt.