Hellas-Krise setzt Börsen zu - Fusionsfieber treibt K+S
Frankfurt (Reuters) - Der Rekord-Kurssprung von K+S hat die Griechenland-Krise an den Börsen am Freitag etwas in den Hintergrund gedrängt. Wegen des immer noch ungelösten Streits zwischen dem hoch verschuldeten Mittelmeer-Anrainer und seinen Geldgebern ging es mit Dax und EuroStoxx50 auf und ab. Aus dem Handel ging der deutsche Leitindex 0,2 Prozent höher bei 11.492 Punkten, sein europäisches Pendant schloß 0,5 Prozent fester.Ein Kursfeuerwerk von bis 39 Prozent gab es beim Düngemittel-Hersteller K+S, dessen Aktien zeitweise so hoch notierten wie seit drei Jahren nicht mehr. Der kanadische Konkurrent Potash will die hessische Firma übernehmen[ID:nL8N0ZB4WK] und bietet Insidern zufolge gut 40 Euro je Aktie. Die Titel von K+S schlossen 29,6 Prozent im Plus bei 37,655 Euro und waren damit mit Abstand die größten Gewinner im Dax. Potash-Titel gaben 0,7 Prozent nach.Börsianer bezeichneten den Deal als strategisch und wirtschaftlich sinnvoll. Eine mit der Situation vertraute Person sagte allerdings, K+S werde die Offerte vermutlich ablehnen. Mit insgesamt sieben Milliarden Euro werde sie als zu niedrig erachtet. Diese Meinung vertrat auch Equinet-Analyst Michael Schaefer. Der diskutierte Preis berücksichtige nicht die Wachstumsaussichten durch die geplante Kali-Mine in Kanada.Der Annäherungsversuch von Potash ließ die Anleger über weitere mögliche Fusionen in der Düngemittelbranche spekulieren. Die Aktien des norwegischen K+S-Rivalen Yara gewannen an der Börse Oslo 2,6 Prozent. Die Titel des US-Unternehmens Mosaic rückten 1,3 Prozent vor. Uralkali, bislang weltweit größter Kali-Anbieter, notierten in Moskau 3,4 Prozent fester.Mit Erleichterung aufgenommene Geschäftszahlen gaben der britischen Kaufhauskette Tesco Auftrieb. Die Aktien übernahmen mit einem Kursplus von 2,7 Prozent die Führung im Londoner Auswahlindex FTSE. Der Umsatz ging Tesco zufolge in den 13 Wochen zum 30. Mai zwar um 1,3 Prozent zurück. Analysten hatten jedoch mit einem Minus von 1,6 bis drei Prozent gerechnet. Im Windschatten von Tesco gewannen die Konkurrenten Sainsbury und Morrisons je 0,7 Prozent. HELLAS-ZITTERPARTIE GEHT IN DIE NÄCHSTE RUNDEIm Griechenland-Drama zeichnet sich immer noch keine Lösung ab. Die Finanzminister der Euro-Zone vertagten ihre Krisensitzung auf Samstag[ID:nL8N0ZC32R]. Dann wollen sie über die Reformvorschläge der Athener Regierung und deren Bewertung durch die Institutionen von EU-Kommission, Internationalen Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) beraten. Eine Einigung ist die Voraussetzung für die Freigabe weiterer Finanzspritzen. Einem Vertreter der Euro-Zone zufolge stehen bei einem Scheitern der Verhandlungen Gespräche über Vorbereitungen auf eine Staatspleite Griechenlands im Raum. Der Mittelmeer-Anrainer muss dem IWF bis kommenden Dienstag 1,6 Milliarden Euro zurückzahlen. Es ist unklar, ob das Land dieses Geld aufbringen kann. Unabhängig vom Ausgang der Gespräche am Wochenende liege die Wahrscheinlichkeit eines "Grexit" - des Ausscheidens Griechenlands aus der Euro-Zone - weiter bei 40 Prozent, betonten die Analysten der Bank BNP Paribas. Schließlich müsse im griechischen Parlament mit Widerstand gegen einen möglichen Kompromiss gerechnet werden. Außerdem müssten die Abgeordneten einiger anderer Euro-Staaten einem Deal ebenfalls zustimmen. Der Athener Leitindex kletterte um zwei Prozent, einige Investoren griffen auch bei griechischen Staatsanleihen zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 10,351 Prozent nach zuvor 10,997 Prozent. Am Devisenmarkt ging es für den Euro bergab. Die Gemeinschaftswährung lag bei Handelsschluss in Europa anderthalb Prozent im Minus bei 1,1150 Dollar.