Düsseldorf (Reuters) - Der überraschende Wechsel an der Spitze des Konsumgüterkonzerns Henkel ist an der Börse kühl aufgenommen worden.
Die Aktie brach am Freitag zeitweise um rund fünf Prozent auf 89,22 Euro ein und bildete das Schlusslicht im Leitindex Dax. Die Experten von J.P. Morgan Cazenove kritisierten, dass mit dem bisherigen Finanzchef Carsten Knobel als Nachfolger für Hans van Bylen kein Neuanfang mit einem Manager von außen gewagt werde. Der Düsseldorfer Traditionskonzern hatte am Donnerstag den vorzeitigen Abschied des seit 2016 amtierenden Vorstandschefs Van Bylen bekanntgegeben. Der 58-jährige Belgier verlasse nach 35 Jahren Henkel zum Jahresende. Nachfolger Knobel ist ein langjähriger Weggefährte Van Bylens.
Die Analysten von J.P. Morgan Cazenove merkten an, dass sich in der Branche Finanzchefs nur selten als erfolgreiche Firmenlenker erwiesen hätten. Knobel sei Teil des Managements, das nicht geliefert habe. Die Experten von Bryan Garnier erklärten, Van Bylen zahle den Preis für die anhaltend schwache Perfomance. Ein Nachfolger von außen, der die alten Methoden auch mal hinterfragt hätte, wäre besser gewesen.
VAN BYLEN KAPPTE PROGNOSEN - IM NOVEMBER KOMMEN NEUE ZAHLEN
Der 50-jährige Knobel hat sein gesamtes Berufsleben bei Henkel verbracht: Nach dem BWL- und Chemie-Studium stieg er 1995 als Vorstandsassistent ein. Seit 2012 ist er selbst Vorstand, vorher war er Finanzchef der Kosmetik-Sparte, die zeitweise von van Bylen geführt wurde. Dieser war bei dem Hersteller von Marken wie Schwarzkopf, Pritt und Persil 2016 zum Nachfolger von Kasper Rorsted aufgestiegen, der als Vorstandschef zu Adidas wechselte. Henkel machten zuletzt Probleme im Kosmetikgeschäft und der Abschwung in wichtigen Branchen, etwa der Autoindustrie, zu schaffen. Die über Jahre erfolgsverwöhnten Düsseldorfer mussten deshalb nach dem ersten Halbjahr die Prognose zusammenstreichen. 2019 sei bestenfalls noch ein Umsatzzuwachs von zwei Prozent drin, vorher hatte Henkel mit bis zu vier Prozent kalkuliert. Die Umsatzrendite werde in diesem Jahr erstmals seit 2014 wieder schrumpfen, auch der bereinigte Nettogewinn je Aktie ist auf Talfahrt. Die Zahlen für das dritte Quartal legt der Konzern am 14. November vor.