Mailand/Rom (Reuters) - Der größte italienische Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia (ASPI) muss nach dem Einsturz einer Brücke bei Genua weiter um seine lukrative Konzession bangen.
Verkehrsministerin Paola de Micheli bezeichnete die Zugeständnisse, die Autostrade angeboten hatte, in einem Interview der Zeitung "La Repubblica" (Donnerstagausgabe) als unzureichend. Die indirekt von der Milliardärsfamilie Benetton beherrschte Firma habe eine Reduzierung der Autobahn-Maut um 700 Millionen Euro angeboten, um die Konzession behalten zu können. "Wir hätten eine deutliche Reduzierung der Gebühren an den Mautstationen erwartet - ohne Änderungen an den Plänen für mehr Investitionen ins Autobahnnetz und dessen Erhaltung", sagte de Micheli.
Die Ministerin steht unter Druck des Koalitionspartners, der "Fünf Sterne"-Bewegung, die einen Entzug der Konzession fordert. Bei dem Einsturz der Autobahnbrücke waren 2018 43 Menschen ums Leben gekommen. Politiker werfen Autostrade Schlampereien bei der Instandhaltung des mehr als 3000 Kilometer langen Autobahn-Netzes vor. Doch die sozialdemokratische PD und die ebenfalls an der Regierung beteiligte Viva befürchten, dass auf Italien bei einer vorzeitigen Rücknahme der Konzession milliardenschwere Entschädigungszahlungen zukommen. De Micheli sagte, beim Entzug der Konzession müssten juristische und wirtschaftliche Faktoren ins Kalkül gezogen werden.
Regierungskreisen zufolge hatte Autostrade zwei Milliarden Euro angeboten, um die Wogen zu glätten. Darin seien aber 500 Millionen für den Wiederaufbau der Brücke und 800 Millionen für die Region Genua enthalten - doch das hält die Regierung für Selbstverständlichkeiten, die nicht als Zugeständnisse gewertet werden dürften.
80 Prozent an ASPI gehören der Benetton-Infrastruktur-Holding Atlantia. Die restlichen Anteile liegen bei Finanzinvestoren wie dem chinesischen Silk Road Fund und dem Staatsfonds von Singapur, GIC. Eine Investorengruppe um den Versicherungskonzern Allianz hält sieben Prozent.