New York (Reuters) - Die von der Ausbreitung des Coronavirus gebremste Ölnachfrage bringt die hoch verschuldeten Fracking-Ölförderer in den USA in Schwierigkeiten.
Denn die Firmen steigern ihre Förderung weiter, während die weltweite Nachfrage kaum noch steigt. Der Ölpreis fällt, allein seit Jahresanfang hat sich leichtes US-Öl um etwa ein Fünftel verbilligt. Damit wird es schwerer für die Unternehmen, ihre auslaufenden Anleihen zu finanzieren. Es sei "keine gute Zeit für die Produzenten", nach frischem Geld zu suchen, sagte Buddy Clark, Partner bei der Anwaltskanzlei Haynes and Boone, die sich auf Insolvenzen bei Öl- und Gasfirmen spezialisiert hat. Die Banken bewerteten derzeit, wie in jedem Frühjahr, ihre Sicherheiten neu - und die Ölvorräte dürften 2020 deutlich niedriger bewertet werden als vor Jahresfrist.
Das umstrittene Förderverfahren, bei dem Öl durch den Einsatz von Wasser und Chemie aus dem Boden gelöst wird, hat die USA weitgehend unabhängig von Ölimporten gemacht. Die Technologie gilt aber als umweltschädlich, und Bernie Sanders, demokratischer Bewerber für die Präsidentschaftswahl, hat bereits Verbote für die Branche angekündigt.
Viele Fracking-Firmen besorgen sich das nötige Geld am Anleihemarkt. Allein in den kommenden vier Jahren laufen nach Daten von Moody's Investors Service Anleihen der Fracking-Unternehmen im Volumen von 86 Milliarden Dollar aus. Dabei sind es nicht nur kleine Firmen, die Geld brauchen: So muss Occidental Petroleum 14 Milliarden Dollar auslaufende Wertpapiere bis 2024 zurückzahlen. Das Unternehmen hat bereits weitere Sparprogramme angekündigt, sollte der Ölpreis so niedrig bleiben. Schon jetzt sollen die Ausgaben in diesem Jahr um 40 Prozent niedriger ausfallen, damit genügend Geld für den laufenden Betrieb und die Dividenden übrigbleibt. Auch der Ölmulti Exxon Mobil muss sich in dieser Woche den Fragen der Investoren stellen, die mehr zu geplanten Geschäftsverkäufen erfahren wollen, mit denen höhere Ausgaben sowie Dividenden finanziert werden sollen.
Die schärferen Einschnitte sind auch deswegen nötig, weil sich Investoren aus Energie-Anleihen mit schlechterer Bonität zurückziehen. Im Januar stammten 36 der 50 am schlechtesten laufenden Hochzinsanleihen im entsprechenden ICE/BofAML-Index von Energiefirmen. Frackingfirmen wie Laredo Petroleum und Range Resources hätten es noch rechtzeitig geschafft, vor dem Ausbruch des Coronavirus frisches Geld aufzunehmen, sagte Josh Young, Chefinvestor bei der auf Öl- und Gasfirmen spezialisierten Vermögensverwaltung Bison Interests.
Allerdings dient die Entwicklung ihrer Anleihen als Warnsignal für andere Investoren. Ein Papier von Range Resources mit einem Zinssatz von 9,5 Prozent, das am 24. Januar ausgegeben wurde, wird derzeit bei gerade eimal 71 Prozent des Nennwerts gehandelt, bei einem Papier von Laredo Petroleum, das ebenfalls einen Coupon von 9,5 Prozent hat, sieht es kaum besser aus. "Hätten sie ihre Schulden nicht verlängert, hätten sie jetzt Schwierigkeiten", sagte Young.