Frankfurt (Reuters) - Der Bayer-Großaktionär Union Investment lehnt die geplante Dividende angesichts der Unsicherheit wegen der Glyphosat-Klagewelle in den USA ab.
"2,80 Euro sind zu viel", sagte Union-Investment-Analyst Janne Werning der "WirtschaftsWoche" laut einem Vorabbericht vom Donnerstag. "Wir halten es nicht für sinnvoll, dass Bayer den gesamten Bilanzgewinn für die Dividende ausschüttet, solange nicht klar ist, wie viel ein möglicher Glyphosat-Vergleich in den USA kostet und auch die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie noch unbestimmt sind." Die Fondsgesellschaft hätte sogar Verständnis dafür gehabt, wenn der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern in der aktuellen Situation keine Dividende gezahlt hätte. Union Investment wolle deshalb auf der Hauptversammlung, die am kommenden Dienstag wegen der Coronavirus-Pandemie eine reine Online-Veranstaltung werden soll, die vorgeschlagene Dividende ablehnen.
Bei der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat signalisierte die Fondsgesellschaft dagegen Zustimmung. "Bayer hat sich zuletzt mächtig ins Zeug gelegt, sich auf Vergleichsverhandlungen eingelassen und eine gute Nachhaltigkeitsstrategie präsentiert", sagte Werning. Union Investment zählt nach den Daten von Refinitiv zu den 20 größten Bayer-Aktionären.
Auf der Hauptversammlung von Bayer im vergangenen Jahr hatten unzufriedene Anteilseigner dem Vorstand einen herbe Niederlage verpasst. Sie hatten die riskante Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto und den schwachen Aktienkurs kritisiert. Der Bayer-Vorstand wurde daraufhin nicht entlastet, nur dem Aufsichtsrat sprachen die Eigner knapp das Vertrauen aus. Werner Baumann war damit der erste amtierende Vorstandschef eines Dax-Konzerns, dem die Aktionäre das Vertrauen entzogen haben. Die wichtigsten deutschen Bayer-Eigner wollten dem Management aber eine zweite Chance geben.