München (Reuters) - Die deutschen Kreditversicherer verzeichnen in der Corona-Krise bisher kaum steigende Zahlungsausfälle im Handel.
Die Schäden in der Warenkreditversicherung stiegen in diesem Jahr voraussichtlich nur um 1,5 Prozent auf 436 Millionen Euro, teilte der Versichererverband GDV am Donnerstag in Berlin mit. Aus Angst vor massiven Ausfällen hatten die Bundesregierung und die Kreditversicherer im Frühjahr einen 30 Milliarden Euro schweren Schutzschirm aufgespannt, um Verwerfungen in den Lieferketten zu verhindern. Danach treten die Kreditversicherer in diesem Jahr fast zwei Drittel ihrer Beitragseinnahmen an den Staat ab, der dafür den Großteil der Ausfallrisiken trägt.
Im Gegenzug sicherten die Kreditversicherer zu, die Deckung trotz der Corona-Pandemie weitestgehend aufrechtzuerhalten. Sie sichern im laufenden Jahr 46.000 Geschäfte im Volumen von 411 Milliarden Euro ab. Die Deckungssumme fiel um drei Prozent. Die Beiträge in der Warenkreditversicherung sanken nach Daten des GDV 2020 um fünf Prozent auf 786 Millionen Euro.
Den Grund für die geringen Ausfälle sieht Thomas Langen, der Vorsitzende der Kommission Kreditversicherung im GDV, in der zeitweiligen Aussetzung Insolvenzantragspflicht. "Die deutsche Wirtschaft schiebt seit Monaten eine Welle von Insolvenzen vor sich her." Das richte inzwischen mehr Schaden an als es nutze, weil die Unsicherheit wachse. "Jeder Lieferant muss sich fragen, ob sein Geschäftspartner tatsächlich noch solvent und stabil ist - oder doch längst insolvent", kritisierte Langen.
Von 2021 an gelten wieder die üblichen Vorschriften. Dann sei eine schnell steigende Zahl von Firmenpleiten zu erwarten. "Durch den zweiten Lockdown hat sich die Situation verschärft", warnte Langen. Der Schutzschirm für die Kreditversicherung war in der vergangenen Woche mit kleinen Änderungen bis Juni 2021 verlängert worden.