München/Bangalore (Reuters) - Der Börsengang der SAP-Tochter Qualtrics geht in die heiße Phase.
Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Utah reichte am Montag (Ortszeit) bei der US-Finanzmarktaufsicht SEC den vorläufigen Börsenprospekt für die Emission am Segment Nasdaq Global Select Market der New Yorker Technologiebörse ein. Die Aktien der Software-Plattform, mit der Firmen Daten von Kunden und Mitarbeitern einsammeln können, um diese zu analysieren und weiterzuverarbeiten, sollen demnach 20 bis 24 Dollar kosten. Der Börsengang dürfte ein Milliardenvolumen erreichen. Qualtrics-Gründer und Vorstandschef Ryan Smith hat sich bereits im Vorfeld ein 120 Millionen Dollar schweres Aktienpaket gesichert, mit dem er nach der Erstnotiz auf rund ein Prozent der Anteile kommt.
Daraus errechnet sich in der Preisspanne eine Bewertung für Qualtrics von 12 bis 14,4 Milliarden Dollar. SAP hatte 2018 acht Milliarden Dollar für das 2002 gegründete Unternehmen gezahlt und damit einen bereits damals geplanten Börsengang verhindert. Reuters hatte aus Finanzkreisen erfahren, dass die Emission ein bis zwei Milliarden Dollar einbringen soll. Der Finanzinvestor Silver Lake hat sich ebenfalls bereits Qualtrics-Aktien gesichert und steuert 550 Millionen Dollar zum Börsengang bei - davon die Hälfte zum Ausgabepreis, die andere Hälfte zum Festpreis von 21,64 Dollar. Dafür bekommt er auch einen Sitz im Qualtrics-Verwaltungsrat.
Smith, der kürzlich das Profi-Basketball-Team von Utah Jazz gekauft hat, zahlt 20 Dollar je Aktie. Der Börsengang soll nach Angaben von SAP-Chef Christian Klein auch den Firmengründer und sein Führungsteam bei der Stange halten, das durch den abrupten Abgang von SAP-Co-Chefin Jennifer Morgan verunsichert gewesen sei. Mit dem Geld aus dem Börsengang will Qualtrics dem Prospekt zufolge unter anderem eine - nicht bezifferte - Ausschüttung an SAP finanzieren, der Rest soll in Wachstum und Zukäufe fließen. Der Walldorfer Softwarekonzern will die Mehrheit an Qualtrics auf lange Sicht behalten. Um in Utah auf jeden Fall das Sagen zu haben, bekommen die Aktien im Besitz von SAP das zehnfache Stimmrecht.
Das Unternehmen mit 3300 Mitarbeitern wächst stark, schreibt aber Verluste. Der Umsatz legte in den ersten neun Monaten 2020 um 31 Prozent auf 550 Millionen Dollar zu, gleichzeitig lief aber ein Nettoverlust von 258 (Vorjahr: 860) Millionen Dollar auf. Der größte Teil davon entfällt auf aktienbasierte Boni für die Belegschaft. Der operative Verlust sank zwischen Januar und September auf 24,9 (30,9) Millionen Dollar.