München (Reuters) - Die Trennung vom traditionellen Geschäft mit Kolben wird bei Rheinmetall konkreter.
Der Düsseldorfer Konzern wolle sich weniger abhängig von der Autoindustrie machen und dafür im Rüstungsgeschäft kräftig zulegen, erklärte Vorstandschef Armin Papperger am Freitag. Der Anteil von Teilen für herkömmliche Verbrennungsmotoren am Konzernumsatz solle in den nächsten fünf Jahren von fast 30 auf weniger als 20 Prozent sinken. Für den Kolbenbereich habe Rheinmetall die Investmentbank Goldman Sachs damit beauftragt, "strategische Optionen" zu prüfen. Damit ist in der Regel ein Verkauf gemeint. Ergebnisse sollen dem Vorstand noch im ersten Halbjahr vorgelegt werden.
Die Sparte "Hardparts", zu der neben Kolben auch Motorblöcke und Zylinderköpfe gehören, hatte 2019 mit gut 5600 Mitarbeitern einen Umsatz von 937 Millionen Euro erwirtschaftet, aber nur ein operatives Ergebnis von 28 Millionen Euro.
Im abgelaufenen Jahr kamen die Rüstungs- und die Autozuliefer-Sparte nach vorläufigen Zahlen zusammen auf 5,85 (2019: 6,26) Millionen Euro Umsatz, wie aus einer Analysten-Präsentation hervorgeht. Während Rheinmetall den Umsatz mit Rüstungs- und Sicherheitstechnik auf rund 3,7 (3,5) Milliarden Euro steigerte und mehr als 400 (343) Millionen Euro operativen Gewinn erwirtschaftete, brach der Auto-Umsatz in der Corona-Krise auf 2,15 (2,7) Milliarden Euro ein. Wenigstens sprang - anders als zunächst befürchtet - ein operativer Gewinn in der Sparte von mehr als 25 Millionen Euro heraus.
Eine eigenständige Automotive-Sparte soll es künftig nicht mehr geben, die Zwischenholding, ehemals unter Kolbenschmidt Pierburg bekannt, soll wird aufgelöst. Stattdessen sollen es fünf neue Divisionen geben. "Diese Gliederung soll insbesondere den Technologietransfer zwischen den einzelnen Bereichen fördern", erklärte Rheinmetall. Neben der Rüstung, die in fünf Jahren 70 (zuletzt 63) Prozent des angepeilten Konzernumsatzes von 8,5 Milliarden Euro ausmachen soll, setzt Rheinmetall vor allem auf die Elektromobilität als Wachstumstreiber. Jede Sparte soll bis 2025 auf eine operative Umsatzrendite von mehr als zehn Prozent kommen.