Berlin (Reuters) - Die Beratungsfirma Roland Berger bekommt für Vorschläge zur Reform der Finanzaufsichtsbehörde BaFin knapp 800.000 Euro vom Staat.
Bis Ende Januar seien 793.646,24 Euro in Rechnung gestellt worden, heißt es in einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des Linken-Abgeordneten Michael Leutert, die der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorlag. "Auf Grundlage der Empfehlungen des Abschlussberichts von Roland Berger wird das Bundesministerium der Finanzen die Neuaufstellung der BaFin sehr zügig angehen. Über notwendige Unterstützungsleistungen externer Berater wird momentan verhandelt."
Der BaFin wird von Kritikern vorgeworfen, im milliardenschweren Wirecard-Bilanzskandal weitgehend versagt zu haben. Finanzminister Olaf Scholz hat erste Konsequenzen bereits in einen Gesetzentwurf gegossen, der momentan im Bundestag beraten wird. Zudem legte das Finanzministerium zuletzt unter anderem auf Basis der Roland-Berger-Beratung ein Sieben-Punkte-Paket zum Umbau der BaFin vor.
Verantwortlichkeiten innerhalb der Aufsicht sollen klarer zugeteilt und die BaFin mit moderner Technologie ausgestattet werden. Sie soll zudem mehr Personal bekommen. Die Aufsicht soll künftig für alle Geschäftsbereiche eines Konzerns zuständig sein - im Fall Wirecard war es nur die Banktochter des früheren Dax-Unternehmens. Bei Verdachtsfällen soll die BaFin mit einer "forensisch geschulten Taskforce" in Eigenregie eingreifen können - mit Durchsuchungen und gezielten Befragungen. Für eine bessere Bilanzkontrolle werden eigene Wirtschaftsprüfer gesucht. Auch hier soll die BaFin mehr alleine machen - und damit wirksamer agieren als bisher im zweistufigen System mit der privatwirtschaftlichen Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung. Darüber hinaus sollen anonyme Hinweise und Einschätzungen aus den Märkten und Medien besser aufgenommen werden.