Reuters

Credit-Suisse-Chef will 2021 Wachstumsphase einläuten

18.02.2021
um 14:12 Uhr

Zürich (Reuters) - Sparmaßnahmen, der Umbau der Investmentbank und ein teurer Rechtsfall - in seinem ersten Jahr als Credit-Suisse-Konzernchef war Thomas Gottstein stark mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Dies schlug sich auch im Ergebnis nieder: Die zweitgrößte Schweizer Bank verbuchte 2020 einen markanten Gewinnrückgang. Nun soll der Konzern Fahrt aufzunehmen. "Wir fühlen uns sehr gut positioniert für die nächste Phase, die ich die Wachstumsphase nenne", sagte Gottstein. Das Jahr habe sehr gut begonnen.

2020 verbuchte die Bank einen Gewinnrückgang von 22 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken. Rückstellungen für einen Rechtsstreit rund um das Geschäft mit US-Wohnbauhypotheken und der Wertverlust einer Hedge-Fonds-Beteiligung sorgten im vierten Quartal erstmals seit drei Jahren für einen Verlust. Im Gesamtjahr litt das Ergebnis zudem unter höheren Rückstellungen für faule Kredite. Damit wollte das Institut vorsorgen, falls die Corona-Rezession Firmen rund um den Globus in Schieflage bringen sollte. Die Boni für 2020 kürzt die Bank nun konzernweit um sieben Prozent.

Covid half Credit Suisse aber auch. Wie anderen Banken spülte die hektischen Anlagen-Umschichtungen der Kunden auch der Credit Suisse viel Geld in die Kasse. Dieser Trend hielt auch 2021 an. "Es war der beste Januar seit mehr als zehn Jahren", sagte Gottstein.

Mit Blick auf das Gesamtjahr mahnte die Bank dennoch zur Vorsicht. "Covid-19 ist noch nicht vorbei", sagte Finanzchef David Mathers zur Nachrichtenagentur Reuters. Es sei noch unklar, welche Auswirkungen die Virus-Mutationen hätten. Zudem sei offen, wie groß die Konjunkturhilfen der Regierungen ausfielen. Die Kreditrückstellungen dürften zwar sinken, aber 2021 über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Entsprechend wollte er sich nicht darauf festlegen lassen, das Rendite-Ziel von zehn bis zwölf Prozent im laufenden Jahr zu erreichen. Angesichts einer erwarteten Normalisierung des Kreditumfelds in 2022 und 2023 sieht er die Vorgabe mittelfristig aber in Griffweite. 2020 waren es 6,6 Prozent.

KREDITGESCHÄFT SOLL WACHSTUM ANKURBELN

Im operativen Geschäft verdiente Credit Suisse 2020 in drei von vier Divisionen weniger. Im internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft halbierte sich der Vorsteuergewinn auf 1,05 Milliarden Franken. Der Bereich litt unter dem starken Franken und den niedrigeren Dollar-Zinsen. Im Investmentbanking kletterte das Ergebnis dagegen um 70 Prozent auf 1,76 Milliarden Dollar. Hier verdiente das Institut deutlich mehr, unter anderem weil Credit Suisse viele Firmen bei Börsengängen beriet. Wie bei den Wall Street-Häuser oder dem heimischen Erzrivalen UBS florierte auch bei der Credit Suisse der Wertpapier-Handel. Auch die Deutsche Bank profitierte, sie erzielte dank der Zuwächse im Kapitalmarktgeschäft den ersten Gewinn seit 2014.

Credit Suisse startete 2015 einen tiefgreifenden Umbau, der 2019 im besten Ergebnis seit fast einer Dekade kulminierte. Doch der dafür verantwortliche Konzernchef Tidjane Thiam konnte seinen Erfolg nicht lange genießen. Er stolperte vor einem Jahr über eine Beschattungsaffäre. Sein Nachfolger Gottstein legte unter anderem das Handels- mit dem Kapitalmarkt-Beratungsgeschäft zusammen und schloss im Heimatmarkt ein Viertel der Filialen. "Die Ergebnisse des Jahres 2020 zeigen, dass die Strategie, die vor vielen Jahren festgelegt wurde, Früchte trägt", erklärte DBRS-Morningstar-Analystin Maria Rivas.

Nachdem er Altlasten aus dem Weg geräumt hat, will Gottstein nun vorwärts schauen. "Ob in Asien, in der Schweiz, in der Vermögensverwaltung oder im Investmentbanking: Wir konzentrieren uns ganz darauf, von allen Maßnahmen zu profitieren, die wir im Jahr 2020 ergriffen haben." Großes Wachstums-Potenzial sieht Gottstein vor allem im Geschäft mit reichen und superreichen Privatkunden. Hier peilt er einen Anstieg des Vorsteuergewinns um jährlich zehn Prozent an. Helfen sollen dabei die Ausweitung des Kredit-Geschäfts und eine Erholung im Asset Management, das auf ein schwieriges Jahr zurückblickt.

Credit Suisse Group AG

WKN 876800 ISIN CH0012138530