Berlin (Reuters) - Im Streit mit der Ferienfluglinie Condor geht der größere Rivale Lufthansa in die Offensive.
Die Kranichairline wies am Mittwoch Condors Vorwurf zurück, die Lufthansa missbrauche ihre Marktmacht. "Wir sind jedenfalls unsererseits überzeugt, dass die Genehmigung der Staatshilfen für die Lufthansa Gruppe und deren Bedingungen im Einklang mit dem EU-Recht stehen", sagte Konzervorstand Michael Niggemann in einer konzerneigenen Publikation, die sich vor allem an Politik-Vertreter richtet. Aus seiner Sicht sei zudem die Beschwerde beim Bundeskartellamt unberechtigt. "Auch Condor sollte sich schlicht dem Wettbewerb stellen und damit den Beweis für die eigene Zukunftsfähigkeit antreten."
Beide Airlines mussten in der Virus-Pandemie durch massive Staatshilfen vor dem Aus gerettet werden. Kern des Streits ist, dass die Branche mit harten Bandagen um den Ferienflugmarkt kämpft und sich wegen geringer Nachfrage von Geschäftsreisenden verstärkt auf touristische Ziele konzentriert. Lufthansa kündigte im vorigen Herbst zum 1. Juni 2021 einen langjährigen Vertrag für Zubringerflüge für Condor. Bislang kann der Ferienflieger Zubringerflüge der Lufthansa gemeinsam mit eigenen Verbindungen für eine durchgehende Urlaubsreise verkaufen. Lufthansa betonte, dass der Konkurrent diese Möglichkeit prinzipiell weiter nutzen könne. "Bei Condor kündigen wir nur die bisher geltenden Sonderkonditionen", sagte Niggemann dem "Politikbrief".
Der Manager argumentierte, man könne der Lufthansa Gruppe nicht den Vorwurf machen, "dass sie in Konkurrenz zu 'Condor-Strecken'" trete. "Denn es gibt im Wettbewerb keine Streckenmonopole, und wir können der Condor auch nicht das unternehmerische Risiko abnehmen."
Condor wollte sich dazu nicht äußern. Das Unternehmen hatte vor rund zwei Wochen das Gericht der Europäischen Union in Luxemburg angerufen, um Beihilfeauflagen der Lufthansa rund um deren staatliche Unterstützung prüfen zu lassen. "Ein Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung durch die Kündigung bestehender kommerzieller Vereinbarungen" müsse in den Beihilfeauflagen der EU-Kommission für Lufthansa ausgeschlossen werden, "um einen fairen Wettbewerb sicherzustellen", hatte Condor damals erklärt.