Reuters

Lenzing will Virus-Krise 2021 hinter sich lassen - Masken-Skandal belastet

11.03.2021
um 10:27 Uhr

Wien (Reuters) - Die wegen eines FFP2-Masken-Skandals in die Schlagzeilen geratene Faserfirma Lenzing will im laufenden Jahr trotz Corona-bedingter Unsicherheiten auf Vorkrisen-Niveau zurückkehren.

"Mit der Aussicht auf baldige Impfung einer breiten Bevölkerungsgruppe gegen Covid-19 wachsen auch in der textilen Wertschöpfungskette der Optimismus und das Vertrauen in eine baldige Rückkehr zur Normalität", teilte das österreichische Unternehmen am Donnerstag mit. Das operative Ergebnis werde 2021 auf einem vergleichbaren Niveau wie 2019 erwartet. Die Geschäftsentwicklung steht allerdings im Schatten des Skandals bei der Tochterfirma Hygiene Austria, bei der es in der vergangenen Woche zu einer Razzia kam.

Die globalen Faser- und Zellstoffmärkte gerieten infolge der Pandemie erheblich unter Druck. Insbesondere im zweiten Quartal sei es zu einem erhöhten Preis- und Mengendruck bei Textilfasern gekommen. Lenzing verbuchte kräftige Einbußen und rutschte in die roten Zahlen. Unter dem Strich fiel 2020 ein Verlust von 10,6 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 114,9 Millionen Euro im Jahr davor. Die Erlöse schrumpften um 22,4 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) brach um 39,9 Prozent auf 196,6 Millionen Euro ein. Ab dem dritten Quartal habe sich die Nachfrage, ausgehend von China, erholt. Vor allem holzbasierte Spezialfasern wie Tencel und Modal seien gefragt gewesen. Das habe sich zwar positiv ausgewirkt, die zuvor verzeichneten Einbußen aber nicht kompensiert, erklärte der Konzern.

SKANDAL UM MASKEN-TOCHTER VERSCHRECKT ANLEGER

Die Aktien von Lenzing waren an der Wiener Börse zuletzt stark unter Druck geraten. Grund dafür ist, dass die Masken-Tochter Hygiene Austria in der vergangenen Woche Ziel einer Hausdurchsuchung geworden war. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der organisierten Schwarzarbeit sowie des schweren Betruges. Anleger reagierten verschreckt und schickten die Aktie auf Talfahrt. In der Spitze verloren die Lenzing-Papiere gut zehn Prozent. Marktteilnehmer warten nun gespannt auf Aussagen des Managements in einer Telefonkonferenz. Investoren und Analysten würden ein besseres Verständnis der potentiellen Problem bei der Tochtergesellschaft benötigen, hieß es. Im Frühhandel notierten die Lenzing-Aktien 1,4 Prozent tiefer bei 114,0 Euro.

Hygiene Austria - ein Joint Venture von Lenzing und dem Textilkonzern Palmers - wird vorgeworfen, in China produzierte Masken als österreichische Produkte verkauft zu haben. Die Schadenshöhe ist Gegenstand der Ermittlungen. Der Hersteller von FFP2-Masken weist die Vorwürfe zurück. Zur Bewältigung des Nachfrageanstiegs sei ein chinesischer Lohnfabrikant mit der Produktion von Masken nach dem Baumuster der Hygiene Austria beauftragt worden, erklärte Hygiene Austria in einem früheren Statement. Die CE-Zertifizierung sei durch eine Schweizer Firma sichergestellt worden. In einer Pflichtmitteilung räumte Lenzing am Donnerstag nun ein, "dass das Versprechen 'Made in Austria' offensichtlich nicht durchgehend gewährleistet wurde". Das Unternehmen sieht die Aufarbeitung der aktuellen Vorwürfe bei den zuständigen Behörden.

Lenzing AG

WKN 852927 ISIN AT0000644505