München (Reuters) - Der staatliche Schutzschirm in der Kreditversicherung soll über den 30. Juni hinaus verlängert werden.
Die Gespräche darüber hätten gerade begonnen, sagte Edgar Martin, Vorstand der R+V Versicherung, am Freitag in Wiesbaden. "Wir stehen dem offen gegenüber." Die genossenschaftliche R+V ist mit einem Marktanteil mehr als 25 Prozent einer der größten deutschen Warenkreditversicherer. Die Bundesregierung sichert seit dem vergangenen Frühjahr Ausfallrisiken im Handel mit einem 30 Milliarden Euro schweren Schutzschirm ab, um die Lieferketten nicht abreißen lassen. Die Versicherer treten im Gegenzug einen Großteil der Beitragseinnahmen an den Staat ab.
Der Schutzschirm war unter leicht veränderten Bedingungen bereits einmal verlängert worden. Die Bundesregierung will damit verhindern, dass die Kreditversicherer in der Corona-Krise die Deckung für angeschlagene Firmen verweigern oder kürzen, um absehbare Schäden zu vermeiden. Die Kreditversicherung schützt Lieferanten davor, dass Kunden die Rechnung nicht zahlen können oder wollen - in einem Volumen von 400 Milliarden Euro im Jahr. Marktführer ist die Allianz-Tochter Euler Hermes.
Tatsächlich waren die Kreditausfälle im vergangenen Jahr weit geringer als befürchtet, auch weil die Bundesregierung die Insolvenzantragspflicht in der Corona-Pandemie ausgesetzt hatte. Martin sagte, die R+V habe 17 Millionen Euro mehr Beiträge an den Staat abgetreten als dieser gezahlt habe. Die Allianz hatte erklärt, der Schutzschirm habe sie 100 Millionen Euro gekostet.
Die R+V Versicherung, die mehrheitlich der DZ Bank gehört und ihre Produkte über die Volks- und Raiffeisenbanken verkauft, bezifferte ihre Sonderbelastungen durch die Corona-Krise auf 321 Millionen Euro. Der Löwenanteil davon entfiel auf Versicherungen gegen den Ausfall von Großveranstaltungen und die Schließung von Betrieben. In der Kfz-Versicherung profitierte die R+V davon, dass weniger Autos fuhren und es weniger Unfälle gab.
Der Gewinn des Wiesbadener Versicherungskonzerns brach vor Steuern um 70 Prozent auf 291 Millionen Euro ein - vor allem, weil die Kapitalanlagen deutlich weniger abwarfen als ein Jahr zuvor. Die Bruttobeiträge der Gruppe stiegen dank der großen Nachfrage nach Lebensversicherungen und Betriebsrenten dagegen um 8,3 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro. Damit habe die R+V die eigentlich erst für 2022 angepeilte 20-Milliarden-Marke fast schon erreicht, sagte Vorstandschef Norbert Rollinger.