Frankfurt (Reuters) - Die Fondsgesellschaft Deka will bei der Hauptversammlung von Bayer am kommenden Dienstag gegen die Entlastung des Vorstands stimmen.
"Das einst so stolze Unternehmen Bayer ist nur noch ein Schatten seiner selbst", kritisierte Ingo Speich, Leiter Corporate Governance & Nachhaltigkeit bei Deka Investment, am Freitag. "Das Jahr 2020 hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Kauf von Monsanto eine Fehlentscheidung war", sagte er mit Blick auf milliardenschwere Abschreibungen im Agrargeschäft und Rückstellungen für die Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat. Diese hatte sich Bayer mit der Übernahme von Monsanto ins Haus geholt. Der Kursverfall der Bayer-Aktie seit der Ankündigung der Übernahme sei beispiellos.
Nach Einschätzung von Speich befindet sich der Vorstand mitten in einer Vertrauenskrise. Der Kapitalmarkttag im März, bei dem Bayer neue Geschäftsziele veröffentlicht hatte, sei "ohne positive Effekte für die Aktionäre verpufft". Das Management habe nicht überzeugend erklärt, wie Bayer die auslaufenden Patente in der Pharmasparte und die damit verbundenen Umsatzausfälle kompensieren wolle. "Der Vorstand muss nun schnell liefern, ansonsten könnte Bayer auf dem Abstellgleis landen", fürchtet Speich. Die Deka ist nach Daten von Refinitiv der zwölftgrößte Anteilseigner des Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzerns.
Von der Monsanto-Übernahme enttäuschte Aktionäre hatten den Vorstand um Bayer-Chef Werner Baumann auf der Hauptversammlung 2019 bereits einen Denkzettel verpasst und ihn nicht entlastet. Ein bis dahin einmaliger Vorgang im Dax. Der Aufsichtsrat hat sich aber stets hinter den Vorstand gestellt, im vergangenen September wurde Baumanns Vertrag bis 2024 verlängert. Das "Handelsblatt" hatte am Dienstag berichtet, dass mehrere große Investoren den Vorstand auf dem virtuellen Aktionärstreffen am 27. April entlasten wollen. Das empfehle auch der führende Stimmrechtsberater ISS sowie Union Investment, "weil wir die Fortschritte bei der Beilegung der Rechtsrisiken honorieren", wie Janne Werning von dem Fondshaus der Zeitung sagte.