Wien (Reuters) - Für den österreichischen Faserhersteller Lenzing läuft es nach den Corona-bedingten Verlusten und dem Skandal um die Masken-Tochter wieder besser.
Dank einer gestiegenen Nachfrage aus China und höheren Viskosepreisen kletterte der operative Gewinn (Ebitda) zum Jahresauftakt um mehr als ein Drittel auf 94,5 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Erlöse stiegen um 4,9 Prozent auf 489,3 Millionen Euro. Lenzing geht davon aus, dass der Bedarf an nachhaltigen Fasern für die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Hygiene- und Medizinbranche weiter steigen wird. Für das Gesamtjahr erwarten die Oberösterreicher ein operatives Ergebnis zumindest auf dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019 von rund 327 Millionen Euro.
"Lenzing profitierte im ersten Quartal vom zunehmenden Optimismus in der textilen Wertschöpfungskette und der starken Erholung der Fasermärkte", sagte Konzernchef Stefan Doboczky. Vor allem die Nachfrage nach holzbasierten Spezialfasern wie Lyocell- und Modal, die unter dem Namen Tencel vertrieben werden, entwickle sich positiv. Lenzing beliefert unter anderem H&M, Esprit, Victoria's Secret oder Levis. Die globalen Faser- und Zellstoffmärkte waren im vergangenen Jahr infolge der Pandemie erheblich unter Druck geraten. Lenzing rutschte in die roten Zahlen.
Im ersten Quartal stieg der Anteil der Spezialfasern am Faserumsatz auf 72,6 (72,2) Prozent. Bis 2024 soll er auf 75 Prozent ausgebaut werden. Ein großer Schritt in diese Richtung ist der Bau einer Lyocell-Anlage in Thailand. Lenzing investiert in das Werk mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen rund 400 Millionen Euro. Die Produktion soll gegen Jahresende aufgenommen werden. Auch die Errichtung des Zellstoffwerks in Brasilien laufe planmäßig, hieß es. Die Inbetriebnahme sei unverändert für das erste Halbjahr 2022 geplant. Für das Werk, das Lenzing mit der brasilianischen Duratex errichtet, müssen die Partner rund 1,2 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Die Projekte sollen ab 2022 einen signifikanten Ergebnisbeitrag liefern.
LENZING WILL MASKEN-SKANDAL HINTER SICH LASSEN
Nach dem Skandal um die Masken-Tochter Hygiene Austria arbeite Lenzing intensiv an der Aufarbeitung der Vorwürfe. Die Anteile seien an den Partner Palmers Textil übertragen und die Beteiligung vollständig abgeschrieben worden, erklärte der Konzern. Um den Fortbestand der Firma zu gewährleisten, habe Lenzing auf einen Kaufpreis verzichtet. Hygiene Austria steht im Verdacht einen Teil ihrer vertriebenen Schutzmasken in China zugekauft, umetikettiert und als "Made in Austria" verkauft zu haben. Es laufen Ermittlungen wegen des Verdachts des schweren Betrugs und organisierter Schwarzarbeit. Die Firma wies die Vorwürfe zurück. Die wirtschaftliche Bedeutung der Masken-Tochter war für Lenzing gering. Per Jahresende stand die Firma mit 4,5 Millionen Euro in den Büchern. Gewinne wurden keine abgeliefert. Allerdings kratzte der Skandal am Image des Konzerns und verschreckte die Anleger.