Frankfurt (Reuters) - Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht für den von der Corona-Krise hart getroffenen Konzern dank eines boomenden Luftfrachtgeschäfts wieder Licht am Horizont.
Die positivsten Nachrichten für den Konzern in den letzten Wochen kämen von der Luftfrachttochter, sagte der Konzern-Chef am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). "Sie wird dieses Jahr über eine Milliarde Gewinn beisteuern", sagte er. Dies werde "mit ganz hoher Wahrscheinlichkeit" erreicht.
Die globalen Lieferketten seien in Folge der Covid-Krise absolut aus dem Takt geraten, führte der Airline-Chef aus. "Das ist das ideale Geschäft bei der Luftfracht." Diese werde immer dann gebraucht, wenn Werttransporte per Schiff oder per Bahn nicht schnell genug seien. Große Kunden seien die Autoindustrie, aber auch Pharmaprodukte und medizinische Produkte seien gefragt. Zudem spiele der Online-Handel eine wichtige Rolle. "Wir sind mehr oder weniger global ausverkauft in der Luftfracht," sagte Spohr. Dabei habe der Konzern auch kürzere Strecken im Blick. "Wir haben jetzt gerade entschieden, ins Kurzstreckengeschäft einzusteigen", sagte Spohr.
Ermutigend ist für den Lufthansa-Chef zudem, dass inzwischen der Geschäftsreiseverkehr langsam wieder zurückkehrt. So habe sich in den letzten Wochen die Nachfrage nach Flügen in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien um 15 Prozent erhöht. "Und wenn man nur auf die innerdeutschen Flüge schaut, sogar um 30 Prozent." Beides sei ein Streckengebiet, in dem Lufthansa viele Geschäfts- und weniger Tourismusreisen habe.
SPOHR: IN GESPRÄCHEN ÜBER AUSSTIEG DES BUNDES
Der Konzern, zu der auch die Airlines Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels Airlines gehören, wurde 2020 mit einem Finanzrahmen von neun Milliarden Euro von Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien in der schweren Krise vor der Pleite bewahrt. Der Bund hatte im Rahmen einer milliardenschweren Stützungsaktion eine Beteiligung von 20 Prozent erworben und war damit zum Hauptaktionär aufgestiegen.
Lufthansa sei bereits in der Lage gewesen, die ersten Stabilisierungsmittel zurückzuführen, sagte Spohr. Die erste Milliarde sei schon zurückgeflossen. "Und wir sind in der Tat in Gesprächen mit der Bundesregierung über den Einstieg in den Ausstieg." Er würde gerne noch mit den jetzigen Ansprechpartnern Klarheit schaffen, sagte Spohr. Ende 2023 müsse der Staat spätestens die Aktien verkauft haben. Der Bund hatte Mitte August angekündigt, seine Beteiligung von 20 Prozent um zunächst bis zu ein Viertel zu verringern. Die Lufthansa und die Bundesregierung wollen die Airline-Gruppe möglichst schnell wieder unabhängig von der Hilfe des Steuerzahlers machen.