München (Reuters) - Die Lastwagen-Tochter von Volkswagen kappt nach der Übernahme von Navistar und wegen der weltweiten Chipkrise ihre Prognose.
Traton sagte am Donnerstag für das laufende Jahr eine operative Marge von fünf bis sechs Prozent voraus. Noch im Juli hatte Traton eine Rendite am oberen Ende einer Spanne von fünf bis sieben Prozent angepeilt - allerdings ohne Navistar. In der Kasse des Unternehmens, zu dem neben dem Neuzugang aus den USA auch die Marken Scania, MAN und VWCO gehören, bleibt wegen der Chipkrise zudem deutlich weniger Geld als noch vor einem Vierteljahr angenommen. "Wir sind in der Lieferketten-Hölle im Augenblick", sagte der neue Traton-Chef Christian Levin, der seit Anfang Oktober im Amt ist. Die gesamte Branche befinde sich "inmitten eines perfekten Sturms".
Auch beim Mittelzufluss (Netto-Cash-Flow) war Traton im Juli noch optimistischer und hatte 500 bis 700 Millionen Euro prognostiziert. Nun nannte Finanzchefin Annette Danielski eine Spanne von bis zu 300 Millionen Euro, von der zudem noch die Ausgaben für die MAN-Restrukturierung abgehen. Die Prognose zeige ein hohes Maß an Unsicherheit über die Auswirkungen der Lieferengpässe auf Produktion und Absatz, sagte sie. "Es ist klar, dass die gesamte Branche durch schwierige Zeiten geht." Zuletzt hatte Traton im September auf einen Verkaufsdämpfer in der zweiten Jahreshälfte eingestimmt.
Als Reaktion auf die Knappheit drängeln sich bei Traton die halbfertigen Lastwagen. Finanzchefin Danielski sprach von 10.000 bis 15.000 Lastwagen, die wegen der Engpässe nicht gebaut werden könnten und möglicherweise erst im kommenden Jahr ausgeliefert werden. "Die Aufträge sind nicht verloren, die Kunden warten auf die Lkw", sagte sie. Zum Teil würden auch Lastwagen ausgeliefert, bei denen einzelne Teile später nachgerüstet würden, wenn die Chips da seien.
Dabei ist die Nachfrage nach Lastwagen derzeit hoch. Allein in den ersten neun Monaten gingen Aufträge über 268.300 Fahrzeuge bei dem Unternehmen ein, 84 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Der Umsatz verbesserte sich um gut ein Drittel auf 21,7 Milliarden Euro, der bereinigte Betriebsgewinn bei 1,322 Milliarden nach einem leichten Verlust vor Jahresfrist. Die Ergebnisse seien besser als befürchtet, schrieben die Experten von Jefferies. Dennoch notierten die im SDax gelisteten Aktien mit rund einem Prozent im Minus.