(berichtigt im zweiten Absatz: mehr als 1000 Gewächshäuser, nicht 100)
Berlin (Reuters) - Das für seine Indoor-Gewächshäuser bekannte Berliner Agrar-Startup Infarm hat bei Investoren 200 Millionen Dollar eingenommen und ist zu einem Einhorn aufgestiegen.
Neu an Bord sei unter anderen die Qatar Investment Authority (QIA) aus dem Staat Katar gekommen, teilte das 2013 gegründete Startup am Donnerstag mit. Zu den Bestandsinvestoren gehören der Fonds Atomico von Skype-Gründer Niklas Zennström, Bonnier, Lightrock sowie die Duisburger Familien-Holding Haniel. Mit der neuen Geldspritze wird Infarm nach eigenen Angaben mit weit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet und damit im Investmentjargon als Einhorn bezeichnet.
Mit der frischen Geldspritze will Infarm-Mitgründer und -Chef Erez Galonska das Standbein in den derzeit elf Ländern - darunter Japan, die USA und Deutschland - ausbauen, in weitere Märkte vor allem im Nahen Osten expandieren und die Produktvielfalt erweitern. Infarm betreibt weltweit mehr als 1000 Indoor-Gewächshäuser mit Salaten und Kräutern, die in Supermärkten stehen, sowie 17 großflächige Indoor-Gewächsfarmen. "Nächstes Jahr soll die Zahl der angebotenen Sorten um 40 von derzeit 75 steigen - darunter neue Pilze und eine Cherry-Tomate", sagte Galonska zu Reuters. Zu den Kunden von Infarm gehören Ketten wie Kaufland, Aldi Süd, Coop, Kroger oder Marks & Spencer.
"Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir zehn Milliarden Menschen 2050 ernähren wollen", sagte Galonska. Die meisten würden in Städten leben. Für die vertikale Landwirtschaft a la Infarm werde weniger Wasser und Fläche benötigt und der Anbau so nah wie nur möglich zum Verbraucher gebracht.
Zwischenzeitlich wurde Infarm als Kandidat für einen Spac-Deal gehandelt. Es habe viele Gespräche gegeben, aber Infarm werde zunächst in privater Hand bleiben, sagte Galonska. "Der Spac-Markt ist eher nichts für ein Startup wie unseres", ergänzte Galonska, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Guy Galonska sowie Osnat Michaeli gegründet hat. "Wir halten uns alle Optionen offen", sagte er mit Blick auf einen potenziellen Börsengang.