Frankfurt (Reuters) - Intensivere staatliche Kontrollen von Übernahmen wie im Fall des Münchner Chip-Zulieferers Siltronic sorgen nach Ansicht von Infineon für große Unsicherheit.
Weltweit schauten die Behörden bei internationalen Firmenkäufen genauer hin, erklärte Infineon-Vorstand Helmut Gassel am Donnerstag. "Das verlängert die Dauer der Freigabe und birgt erhebliche Unsicherheit", sagte er. Selbst bei kleinsten Übernahmen behielten sich Regierungen Prüfungen vor. "In Summe hat sich das M&A-Umfeld im Bereich Hightech und Halbleiter deutlich erschwert." Das Bundeswirtschaftsministerium hatte jüngst die mehr als vier Milliarden Euro schwere Übernahme von Siltronic durch den taiwanesischen Konkurrenten GlobalWafers nach mehr als einem Jahr Prüfung platzen lassen.
Die anhaltende Chip-Krise führte die große Abhängigkeit der Industrie in Europa von Herstellern aus Asien vor Augen. Die Europäische Union will mit milliardenschwerer staatlicher Förderung dafür sorgen, dass neue Chipfabriken in Europa angesiedelt werden. Es sei nachvollziehbar, dass die Politik eingreife angesichts der extrem hohen Abhängigkeit, erklärte der scheidende Vorstandschef Reinhard Ploss. "Generell sehen wir das mehr als eine Unterstützung als einen wesentlichen Faktor, der unsere Strategie beeinflusst." Sein Nachfolger Jochen Hanebeck ergänzte, das Unternehmen sehe die Förderpolitik gemischt. "Ich bevorzuge, dass die Industrie ihre Probleme selbstständig löst." Aber da China erheblich in seine Industrie investiere, müsse auch Europa mehr machen. "Es ist nur logisch, das zu unterstützen."