Düsseldorf (Reuters) - Vor dem Hintergrund wachsender Wehretats in Deutschland und anderen Ländern rüstet sich Rheinmetall für einen Auftragsboom.
Konzernchef Armin Papperger kündigte am Donnerstag an, bis Mitte nächsten Jahres 1500 bis 3000 zusätzliche Mitarbeiter in Deutschland, England und Australien zu rekrutieren, um die erwartete Auftragsflut abzuarbeiten. Es müssten zwar erst die Aufträge unter Dach und Fach gebracht werden. Aber es sei damit zu rechnen, dass ein großer Teil der Mitarbeiter bereits bis Ende des Jahres eingestellt wird. "Es gibt bereits 700 bis 800 Stellenausschreibungen", so Papperger. Neue Fabriken würden aber nicht gebraucht.
Rheinmetall mit seinen derzeit rund 24.000 Mitarbeitern hat fünf Werke in Deutschland und produziert zudem in Kanada, den USA, Großbritannien, Österreich, der Schweiz, Italien, Ungarn, Südafrika und Australien.
Wegen Russlands Einmarsch in die Ukraine haben mehrere EU-Länder angekündigt, ihre Wehr-Etats aufzustocken. Die Bundesregierung will ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Ausstattung der Bundeswehr schaffen. Nach Angaben Pappergers sind allein für Munition 20 Milliarden Euro vorgesehen. "Der Munitionsbestand der Bundeswehr ist sehr gering", betonte Papperger. Rheinmetall könne innerhalb von sechs bis zwölf Monaten Munition im Wert von zwölf Milliarden Euro liefern. Für LKW seien die Lieferzeiten etwa zwölf Monate, für den Radpanzer Boxer bis zu 18 Monate und für den Schützenpanzer Puma 24 Monate. Rheinmetall produziert neben Munition unter anderem auch Panzer, gepanzerte Transportfahrzeuge, Waffen und Flugabwehrsysteme.
WACHSTUMSZIELE DURCH REKORD-AUFTRAGSBESTAND ABGESICHERT
Rheinmetall verfügt aktuell über einen Rekord-Auftragsbestand von rund 24,5 Milliarden Euro, wovon der Löwenanteil auf den Rüstungsbereich entfällt. Das stimmt Papperger zuversichtlich: Der Umsatz soll organisch um 15 bis 20 Prozent steigen, die operative Umsatzrendite auf über elf (Vorjahr: 10,5) Prozent. In den Planungen seien auch erste Einnahmen aus den geplanten zusätzlichen Wehrausgaben der Bundesregierung enthalten, so Papperger.
2021 erzielte der Rüstungs- und Technologiekonzern ein Umsatzplus von 4,7 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro und einen Anstieg des operativen Gewinns (Ebit) um 33 Prozent auf 594 Millionen Euro. Netto schnellte das Ergebnis auf 332 Millionen Euro von einer Million im Jahr zuvor. Die Dividende soll um fast zwei Drittel auf 3,30 Euro je Aktie steigen.
AKTIE ERREICHT REKORDHOCH
An der Börse kamen die Wachstumspläne des Düsseldorfer Traditionskonzerns, dessen Gewinnbringer früher die Autozulieferung war, gut an. Mit einem Plus von fünf Prozent markierte die Aktie mit 164,10 Euro ein Rekordhoch. Seit Kriegs-Ausbruch in der Ukraine haben die im Nebenwerteindex MDax gelisteten Titel knapp 70 Prozent an Wert gewonnen.