Reuters

Fraport-Anteil an russischem Flughafen täglich auf dem Prüfstand

09.05.2022
um 12:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Flughafenbetreiber Fraport will seine umstrittene, auf Eis gelegte Beteiligung am Flughafen St. Petersburg täglich "kritisch" überprüfen.

"Sollte es belastbare Belege geben, dass der Flughafen Pulkovo auch genutzt wird, um den Krieg gegen die Ukraine zu führen, haben wir eine neue Situation", erklärte der Finanzminister Hessens und Fraport-Aufsichtsratschef Michael Boddenberg am Montag. Er hatte das Gremium zu einer Sondersitzung einberufen zum Umgang mit der 20-prozentigen Beteiligung am Flughafen Pulkovo. Fraport-Chef Stefan Schulte erklärte, es gebe nach wie vor keine Hinweise, dass über Pulkovo bewaffnete Militärflüge zum Kriegseinsatz abgewickelt werden. "Regierungsflüge können wir aber nicht ausschließen."

Fraport lässt seit Anfang März sein Engagement am zweitgrößten russischen Flughafen wegen des Krieges gegen die Ukraine ruhen. Ein Verkauf der Beteiligung sei vertraglich nicht vor 2025 möglich, hatte Schulte erklärt. Den Anteil im Wert eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrages will das Unternehmen aber auch nicht aufgeben. Dem stünden rechtliche Pflichten des Landes Hessen, mit 31 Prozent größter Fraport-Aktionär, sowie aktienrechtliche Verpflichtungen des Unternehmens entgegen. Es bestehe die Gefahr von Schadenersatzansprüchen. "Deshalb liegt das Russland-Geschäft auf Eis, aber deshalb verschenken wir es auch nicht an einen Kriegsverbrecher", erklärte Boddenberg. Fraport könne nicht ohne rechtliche Handhabe und nach reinem Wunschdenken handeln.

Der Hessische Rundfunk hatte berichtet, es gebe Hinweise auf eine militärische Nutzung und daher politische und moralische Zweifel an dem Investment. Dabei wurde auf Flugdaten des Online-Portals "Flightradar24" und auf Fotos von Militärtransportern in Pulkovo von Privatpersonen verwiesen. Am Mittwoch solle Finanzminister Boddenberg dazu Stellung nehmen im Haushaltsausschuss des Landtags. Zur Frage einer möglichen militärischen Nutzung des Flughafen Pulkovo habe das Land die Bundesregierung eingeschaltet und um Klärung gebeten, hieß es weiter von Fraport. Diese sei noch nicht abgeschlossen.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

Fraport AG

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