Hamburg (Reuters) - Die IG Metall fordert von Volkswagen den Rückzug aus der Uiguren-Region in China, wo der Autobauer ein Autowerk unterhält.
"Inzwischen gibt es kaum einen Zweifel daran, dass in Xinjiang Menschenrechtsverletzungen stattfinden", sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann, der im Aufsichtsrat des Konzern sitzt, den "Wolfsburger Nachrichten". Deshalb müsse sich der Konzernvorstand mit dem Thema befassen. Zwar gebe es aktuell keinen Hinweis darauf, dass es bei VW selbst zu Menschenrechtsverletzungen gekommen sei. "Dennoch ist insgesamt die Frage zu stellen, was es für das Renommee des Unternehmens bedeutet, dort weiter investiert zu sein", zitierte die Zeitung Hofmann, der stellvertretender Vorsitzender des VW-Aufsichtsrats ist. Volkswagen betreibt seit 2013 zusammen mit dem Staatskonzern Saic eine Fabrik in der Stadt Urumqi.
Der Konzern könne nicht nur darauf schauen, was im eigenen "Vorgarten" los sei, sondern müsse auch darauf achten, in welcher "Straße" er wohne. "Wenn rechts und links sichtbar Menschenrechtsverletzungen passieren, verlange ich Handeln", sagte der Gewerkschaftschef. Der Konzern müsse sich sichtbar und unmissverständlich gegen Menschenrechtsverletzungen positionieren.
China ist der größte Absatzmarkt von Volkswagen. Der Konzern steht schon seit langem wegen seiner Präsenz in der Uiguren-Region in der Kritik, hat dies aber immer wieder mit dem Argument zurückgewiesen, seine Anwesenheit dort trage dazu bei, dass sich die Situation der Menschen verbessere. In einer Stellungnahme zum dem Bericht erklärte der Konzern: "Uns sind keine Fälle bekannt, dass Mitarbeiter des Unternehmens Saic Volkswagen in Internierungslagern waren oder sind." Saic ist der staatliche Partner in dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Wolfsburger Autobauer.
In der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas lebt die muslimische Minderheit der Uiguren, die vom chinesischen Staat unterdrückt wird. Jüngst hatten erneut Berichte über Internierungslager dort für Schlagzeilen gesorgt. Darin war auch von einem geheimen Schießbefehl in den Lagern die Rede. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte Volkswagen unlängst Investitionsgarantien für China im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen verwehrt.
Mit dem Thema dürfte sich auch das Aufsichtsratspräsidium befassen, das Insidern zufolge nächste Woche tagt. In dem Gremium sitzt auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SDP). Im Oktober wird in dem Bundesland ein neuer Landtag gewählt.
(Bericht von Jan C. Schwartz. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)